In dem Handyspiel "Born to Run" können junge Sportler ausprobieren, wie weit sie mit Doping kommen.

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Nada-Chef Michael Cepic glaubt an einen sauberen Sport.

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Wien - Wien 3, Rennweg 46-50, 1. Stock. Hier haben Österreichs Anti-Doping-Kämpfer ihren Sitz. Auf 150 Quadratmetern verfolgen acht Mitarbeiter der Nationalen Anti-Doping-Agentur Austria (Nada) die Vision des sauberen Sports. "Das ist möglich", sagt Michael Cepic (51), seit 1. August 2012 Nada-Geschäftsführer. Der Anspruch ist hoch. Österreich galt als so etwas wie eine Dopinginsel. Der Skandal bei Olympia 2006 in Turin samt Razzien in Unterkünften heimischer Athleten und die Causa Humanplasma (viele Sportler kamen zwecks Blutdoping nach Wien) haben Spuren hinterlassen. Cepic: "Ich will die Altfälle hinter mich bringen."

Aber auch die Nada selbst geriet in Verruf. Die Veröffentlichung von Sitzungsprotokollen ließ die Mitglieder der Nada-Rechtskommission als sexistisch, inkompetent und willkürlich in der Entscheidungsfindung wirken. Ex-Langläufer Christian Hoffmann hatte Tonaufnahmen, die er mittels "vergessenen" Handys während der Beratungen zur Urteilsfindung in seinem Fall mitschnitt, im März 2012 an Medien übermittelt. Die Folgen: Nada-Chef Andreas Schwab dankte ab, die Mitglieder der Rechtskommission mussten gehen. Danach begann die Imagekorrektur. "Es wird jetzt ruhiger und sachlicher gearbeitet. Die emotionalen Vorfälle gibt es nicht mehr", sagt Cepic.

Als Dopingjäger will die Nada nicht gesehen werden, vielmehr als Beschützer der sauberen Sportler. Prävention ist das Stichwort, Nachwuchssportler sind die Ansprechpartner. "Wir wollen vermeiden, dass der erste Kontakt eines Sportlers hinsichtlich Anti-Doping jener mit dem Kontrollor ist", sagt David Müller, der sich bei der Nada um Prävention und Öffentlichkeitsarbeit kümmert.

Prävention an Schulen

Schüler von 30 Leistungssportschulen werden jährlich in Sachen Anti-Doping geschult. Auf interaktive und spielerische Art sollen sie mit dem Thema vertraut gemacht werden. In dem Handyspiel Born to run, das gemeinsam mit den Anti-Doping-Agenturen der Schweiz und Deutschlands entwickelt wurde, kann ausprobiert werden, wie weit man mit unerlaubten Mitteln kommt. Bei jedem zehnten Antreten wird man kontrolliert, alles Illegale ist nachweisbar.

Müller: "Mir ist lieber, die Sportler probieren hier Doping aus als im echten Leben." Im echten Leben wird freilich nicht jeder Dopingsünder erwischt. "Natürlich kann man das System immer noch schlagen, aber es wird schwieriger", sagt Cepic. Der Blutpass sei ein großer Fortschritt. 50 heimische Sportler wurden heuer mit biologischen Blutpässen ausgestattet. 2014 sollen es 80 bis 100 sein. Zehn bis zwölfmal pro Jahr werden diese Athleten zum Bluttest gebeten. Grundsätzlich müssen heimische Spitzensportler zehn bis 20-mal im Jahr mit einer Dopingkontrolle (Urin oder Blut) rechnen. 30 Kontrollore plus ebenso viele Assistenten arbeiten freiberuflich für die Nada.

Das Gute an Humanplasma und Turin

"Der Job ist Liebhaberei. Wegen des Geldes macht man das nicht", sagt Michael Mader, der das Dopingkontrollsystem managt. Jährlich werden in Österreich rund zehn Sportler des Dopings überführt. Werden viele Sportler erwischt, sei das zwar unerfreulich, andererseits aber auch ein Beleg dafür, dass gut gearbeitet werde, sagt Cepic.

Und die Causen Turin und Humanplasma hätten auch etwas Gutes gehabt. "Ohne diese Fälle wären wir heute in der Anti-Doping-Arbeit nicht so weit." 2007 trat das österreichische Anti-Doping-Gesetz in Kraft. Die Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) habe erkannt, dass bei der Nada gut gearbeitet werde, sagt Müller.

Immer mehr Interessengruppen seien laut Cepic aufseiten des Anti-Doping-Kampfes. Die Mitarbeiter im Büro der Nada sind das jedenfalls. Das Arbeitsklima ist laut Müller ein gutes. Aber: "Wenn man von außen angeschossen wird, belastet das natürlich auch intern." Die Angestellten seien arbeitstechnisch gut ausgelastet, sagt Cepic. Im Moment herrscht zudem etwas Hektik. Österreichs Anti-Doping-Kampf bekommt einen neuen Sitz. Es geht einen Stock nach oben. (Birgit Riezinger, DER STANDARD, 03.12.2013)