An den Weihnachtsfeiertagen wird er wieder fernsehkanalauf, fernsehkanalab zu sehen sein: Drei Nüsse für Aschenbrödel, der charmanteste Märchenfilm aller Zeiten, mit der wundervollen Musik Karel Svobodas. Wer sich den Stoff schon in der Adventzeit zu Gemüte führen möchte, kann in die Kammeroper pilgern: Dort wird La Cenerentola gespielt - und auch Herrn Rossini ist da die eine und andere feine Melodie eingefallen.

Einen gläsernen Schuh gibt es im Libretto von Jacopo Ferretti ja keinen. Der wird zum Armreif, wie Herr Luna (Alexander Waechter) erzählt: Der Mann vom Mond fasst die Handlung zusammen und lobpreist die Kunst des Komponisten. Diese bringt wiederum das kleine Wiener Kammerorchester (Leitung: Konstantin Chudovsky) vorteilhaft zur Geltung: Leichtfüßig und sängerfreundlich tönt es aus dem Orchestergraben, superleise Pizzicati, dramatische Paukenschläge, weiche Kantilenen. Nur das Gewitter gerät wirkungsschwach.

Jasmin Solfaghari (Inszenierung und Zwischentexte) frisiert das Geschehen ganz auf Komödie, Petra Reinhardt unterstützt mit den Kostümen: ascottaugliche Hutkreationen und rosa Textillandschaften für die bösen Schwestern, ein schneeweißes Traumkleid für Aschenputtel. Die platten Kulissen (Mark Gläser) machen leider deutlich weniger Stimmung.

Gaia Petrone ist als Angelina eine burschikose Schneeflocke, die mit dunklem, sinnlichem Mezzo und kecken Koloraturen bezaubert; Gan-ya Ben-gur Akselrod und Natalia Kawalek-Plewniak verkörpern als Clorinda und Tisbe lustvoll Affektiertheit und Stumpfsinn. Igor Bakan (Don Magnifico / Alidoro) punktet mit festem, hellem Bariton und komödiantischer Urkraft. Ben Connor (Dandini) verbindet Koloratur mit Komik, Andrew Owens (Don Ramiro) serviert italienischen Tenorschmelz und attackiert das Hohe D furchtlos. Die Regie macht den charmanten Brautwerber am Ende nichtsdestotrotz zum Frosch, das Publikum quittiert all dies mit heller Begeisterung. (end, DER STANDARD, 3.12.2013)