Bild nicht mehr verfügbar.

Brünftige Koalas klingen ist etwa so wie der absterbende Motor eines dicken Motorrads. Schuld sind ihre Extra-Stimmlippen.

Foto: APA/EPA/Sebastian Kahnert

Washington – Wenn sich männliche Koala-Bären um Weibchen bemühen, produzieren sie ziemlich seltsame Geräusche. Ihr Brunftgebrüll entsteht durch Ein- und Ausatmen, so wie bei Eseln: Das Geräusch beim Einatmen klingt ähnlich wie Schnarchen. Beim Ausatmen erinnern die Laute an Rülpser. Insgesamt erinnert das ganze an den absterbenden Motor einer Harley-Davidson.

Das eigentlich Erstaunliche an dem Brunftgebrumm ist mithin die Tonlage: Die Koalas kommunizieren mit einer Frequenz von etwa 27 Hertz. Ein solches Geräusch würde man eher von einem Elefanten erwarten, schreibt ein Forscherteam um Benjamin Charlton (University of Sussex), und Tecumseh Fitch (Universität Wien) das sich auf die Suche nach Erklärungen für die rätselhaften Kontrabasslaute begeben hat.

(Video-Credit: Current Biology, Charlton et al)

Tatsächlich hatten sich Biologen lange gewundert, wie ein nur acht Kilogramm schweres Tier so tiefe Töne produzieren kann. Sie sind nämlich in etwa 20 Mal tiefer als bei einem Tier dieser Größe zu erwarten wäre. Da bei Säugetieren Laute normalerweise im Kehlkopf mit Hilfe der dort befindlichen Stimmlippen erzeugt werden, nahmen die Forscher auch den Koala-Kehlkopf unter die Lupe – und wurden fündig.

Sie entdeckten im Rachen der Tiere ein zweites Organ zur Lautbildung, wie sie im Fachblatt "Current Biology" berichten: Genau dort, wo Mund- und Nasenhöhle aufeinandertreffen, befindet sich ein Extra-Paar Stimmlippen, das vermutlich über einen Muskel beeinflusst wird.

Noch nie zuvor sei bei einem landlebenden Säugetier ein lautbildendes Organ zusätzlich zum Kehlkopf entdeckt worden, so die Forscher. Bisher sei so etwas nur bei Zahnwalen bekannt gewesen: Deren lautbildendes Organ liegt in der Nase und ist für die Bildung der Klicklaute zuständig.

Weitere Studien müssten zeigen, ob das Koala-Organ bei anderen Tierarten zu finden oder wirklich einzigartig ist. Weibliche Koalas brüllen übrigens auch tief, allerdings sehr viel seltener als die Männchen. (tasch, dpa, DER STANDARD, 3.12.2013)