Salzburg - Nach dem Vandalismus an rund 60 von insgesamt 217 "Stolpersteinen" in der Stadt Salzburg und der Inhaftierung eines 20-jährigen Salzburgers hat die Polizei nun einen zweiten Verdächtigen festgenommen. Es handelt sich um einen 21-jährigen Komplizen des im Oktober ausgeforschten und inhaftierten Beschuldigten.

Der 21-jährige Salzburger ist geständig, wie das Landesamt für Verfassungsschutz am Montag mitteilte. Die Ermittler haben auch noch drei Mittäter ausgeforscht. Sie werden nach dem Verbotsgesetz und wegen schwerer Sachbeschädigung angezeigt. Gegen weitere Beitragstäter werden noch Erhebungen geführt, sagte Hermann Rechberger vom Landesamt für Verfassungsschutz.

Zahlreiche Vandalismus-Fälle

Seit dem vergangenen Sommer sind laut Polizei 56 "Stolpersteine" - das sind in Gehsteige einzementierte Gedenksteine für Opfer der Nationalsozialisten - mit roter oder schwarzer Farbe beschmiert und verunstaltet worden. Die erst in der Vorwoche gegründete, überparteiliche "Plattform gegen Rechts" berichtete von zahlreichen weiteren Vandalismus-Fällen: Rechtsextreme Sprüche wie "Rechtsblau in jedem Gau", "NS statt US", "Nazional statt Asozial" hafteten auf Brücken, Parkkästen und Mauern. Türschlösser von Räumlichkeiten, etwa der ÖH, wurden verklebt, auch Gebäude der SPÖ, der JUSOS und der KPÖ waren Angriffspunkte. Die Gegensprechanlage der jüdischen Synagoge wurde am Morgen des Gedenktages an die Novemberpogrome zertrümmert.

Die zwei Salzburger sind teilweise gemeinsam auf Streifzüge zur Beschädigung der Stolpersteine unterwegs gewesen. Sie waren schon zuvor für die Exekutive kein unbeschriebenes Blatt, sie wurden der rechtsextremen Szene zugeordnet.

Obwohl dann am 23. Oktober der 20-jährige Salzburger ausgeforscht wurde und er der Polizei gestanden hatte, 31 Gedenksteine verunstaltet, neun Türschlösser verklebt und 24 "Nazi-Schmierereien" verübt zu haben, ließ sich der 21-jährige Komplize von weiteren Straftaten mit rechtsextremen Hintergrund nicht abhalten. "Er hatte das Ziel, das Werk seines Freundes fortzusetzen", erklärte Rechberger. "Der Beschuldigte ist zu bisher mehr als 130 Fakten geständig."

Hausdurchsuchung

Der Festnahme des 21-Jährigen ist eine Hausdurchsuchung vorausgegangen, bei der Beweismaterial sichergestellt wurde. Durch die Hinweise und den Druck durch die Einvernahme hat der Salzburger laut Rechberger schließlich am 28. November ein Geständnis abgelegt. Eine Bekannte des jungen Mannes zeigte sich zur Mittäterschaft an einzelnen Sachbeschädigungen geständig. Sie wurde auf freiem Fuß angezeigt.

Die Beschuldigten seien der Ansicht, dass ihre Überzeugung inhaltlich nicht falsch sei, sagte Rechberger. Bei der nun ausgeforschten Szene sei nicht der Alkohol, sondern die rechtsextreme Ideologie im Vordergrund gestanden, sagte Rechberger. "Die Aufklärungsarbeit ist schwierig." (APA, 2.12.2013)