Die erste Auflehnung gegen die räuberischen Eltern führt Ronja und Birk in den Wald und zu dessen Bewohnern. 

Foto: anja köhler

Bregenz - Vielen Erzählungen kann das Alter nichts anhaben; das Abenteuerfach ist aber ganz besonders immun gegen Spuren der Zeit, darunter etwa Astrid Lindgrens Ronja Räubertochter, das, 1981 erschienen, ohnehin noch zu den faltenlosen Kinderbuchklassikern zählt: Darin wird getanzt, gefeiert, gestritten und wieder versöhnt - ganz so wie im wahren Leben.

Was geschieht, wenn ein Kind plötzlich erkennt, dass die eigenen Eltern nicht unfehlbar sind? Im Stück (Regie: Tobias Materna) wird Ronja (hervorragend: Steffi Staltmeier) damit konfrontiert, dass ihr Vater Mattis (Burkhard Wolf) ein Räuber ist, der Menschen durchaus zum Verzweifeln bringt.

Als der Herr Papa auch noch Ronjas Freund Birk (Robert Finster) entführt, weil die Räuberväter verfeindet sind, widersetzt sie sich erstmals dem über alles geliebten Vater, um für ihre eigenen Überzeugungen einzutreten. Ronja und Birk fliehen gemeinsam in den Mattiswald, wo sie nicht nur mit Graugnomen, Wilddruden und Rumpelwichten zu kämpfen haben, sondern auch mit den Widrigkeiten des bevorstehenden Winters.

Ausstatter Till Kuhnert schuf ein fantastisches und gut durchdachtes Bühnenbild, das - auch dank gekonnten Licht- und Nebeleinsatzes - in eine fabelhafte Welt entführt. Fantasievoll und kindgerecht ausgefallen sind die Kostüme der Fabelwesen, insbesondere jene der Rumpelwichte.

Ein Stück über den Mut, vorgelebte Weltanschauungen infrage zu stellen und über die Suche nach eigenen Werten. Eine rasant-fröhliche und energiegeladene Inszenierung, die den Darstellern, vor allem durch das gekonnte Spiel mit dem Bühnenbild, körperlich einiges abverlangt. Die Premiere wurde mit viel Applaus bedacht. (Nicole Wehinger, DER STANDARD, 3.12.2013)