Kroatien zeigt sich zurzeit von seiner negativsten Seite. In Vukovar konnte die politische Führung nicht an der Spitze einer Gedenkveranstaltung gehen, weil dies von Nationalisten verhindert wurde. Gestern, Sonntag, fand ein Referendum gegen die Homo-Ehe statt. Und wie erwartet stimmte eine klare Mehrheit dafür, dass nicht universelle, sondern ausnahmslos katholische Werte die zivile Ehe in der Verfassung definieren sollen.

Im Kern zeigt dies, wie wenig säkulare westliche Werte verankert sind und wie minderheitenfeindlich die Gesellschaft ist. In Vukovar geht es um die Rechte für die serbische Minderheit, die von Nationalisten mit Füßen getreten wird. Sie planen sogar ein Referendum gegen die Verwendung der kyrillischen Schrift, wie sie in der Verfassung vorgesehen ist. Das Referendum über die Homo-Ehe wiederum zeigt, wie homophob Kroatien ist.

Dabei hat auch die Regierung Fehler gemacht. Sie hätte von Beginn an das Verfassungsgericht auffordern müssen, zu klären, ob die Fragestellung des Referendums - es geht um die Ehe als exklusive Vereinigung von Mann und Frau - nicht an sich schon diskriminierend ist. Denn es gibt bestimmte Themen, über die aus menschenrechtlichen Gründen das Volk nicht entscheiden soll. Etwa, wenn es um Gleichstellung von Minderheiten geht. Stattdessen hat die Regierung versucht, über Umwege das Referendum auszuhebeln. Dies misslang. Der Schaden ist bereits angerichtet. (Adelheid Wölfl, DER STANDARD, 2.12.2013)