Es ist auch unter Freunden ganz normal, dass große Staaten ihre kleineren Nachbarn die eigene Macht gelegentlich spüren lassen. Schließlich gehen für jede Regierung stets die eigenen Interessen vor. Und die Starken setzen diese leichter durch als die Schwachen.

Österreich erlebt das derzeit in seiner Beziehung zu Deutschland. Die Pkw-Maut für Ausländer wird, wenn sie tatsächlich kommt, heimische Autofahrer besonders hart treffen, denn täglich fahren Zehntausende übers Große deutsche Eck. Noch mehr schmerzt das Vorhaben, den Anflug auf den Flughafen Salzburg über Bayern einzuschränken.

Für Verkehrsministerin Doris Bures (SPÖ) sind das harte Nüsse. Die Salzburger Anflugsverordnung lässt sich wahrscheinlich leichter abwenden. Schließlich würde ein Ende des Flughafens auch die Südbayern treffen. Aber Bures wird etwas anbieten müssen, denn die deutschen Behörden sind grundsätzlich im Recht.

Auch bei der Pkw-Maut muss sich Bures mehr einfallen lassen, als bloß nach dem Europäischen Gerichtshof zu rufen. Schon längst müssten ihre Beamten eine Sonderregelung für Salzburg–Kufstein aushandeln, etwa dass im Austausch für eine Pauschalzahlung die österreichische Vignette auf dieser Strecke gilt. Dass Österreich allerdings gerade jetzt die Mautfreiheit für deutsche Urlauber bis Kufstein-Süd abschafft, macht solche Gespräche nicht einfacher. Man sollte stärkere Nachbarn nicht allzu sehr reizen. (Eric Frey, derStandard.at, 30.11.2013)