Wien - "Ich will das nicht noch einmal erleben", sagt Aurica. Das bedeutet: Mit Schleppern für Unsummen aus Moldau nach Österreich. Ohne Aufenthaltserlaubnis illegal babysitten, putzen, alte Menschen pflegen. Nie auf der Straße telefonieren, um nicht durch die Sprache aufzufallen. Immer einen Fahrschein kaufen. Die eigenen kleinen Kinder und den Mann über Jahre im Heimatdorf lassen, nur verbunden über Telefon und Skype. Jede Rückkehr ins Dorf ein neuer Geschäftsfall für Schlepper, um wieder nach Wien zu kommen.

Aurica hat auf Ed Moschitz' Kinder aufgepasst. Nicht gleich habe er ihren Status in Österreich gekannt, sagt der ORF-Journalist. Am Schauplatz wollte er Lage und Leben moldauischer Frauen in Österreich schildern.  Mehr als sieben Jahre filmte Moschitz schließlich. Sonntag läuft Mama Illegal in Spielfilmlänge im ORF um 23.05 Uhr. "Endlich", sagt Moschitz.

Foto: ORF/Golden Girls Film

Wie er erst nicht wusste, dass Aurica illegal hier ist, wusste sie nicht, was es da zu filmen gibt. "Ich habe nicht gleich verstanden, was er will." Ihr Mann habe sie bestärkt: "Lass die Leute hier wissen, warum wir hier herkommen und welche Situation in ihrer Heimat damit verbunden ist, wie lang sie ihre Kinder verlassen."

Foto: ORF/Golden Girls Film

"Wir gehen meist sehr egoistisch mit diesen Menschen um", sagt Moschitz. Was Reisefreiheit bedeutet, wo es "entwicklungspolitische Maßnahmen" brauche, wolle er zeigen. Und mit dem Film an die "moralische Verpflichtung als Dienstgeber" erinnern. "Wir sollten nachdenken, was wir da mit auslösen. Wir beteiligen uns auch an Familienzerstörungsprozessen. Diese Familien zerbrechen fast immer."

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Auricas Mann ertrug die Situation nicht mehr. Raia, eine weitere Protagonistin, trennte sich von ihrem Mann. Sie lebt mit ihrer Tochter nahe Bologna, arbeitet in einem Altenheim. Aurica wartet noch auf ihren rumänischen Pass, den Moldauer mit familiärem Bezug zum Land bekommen können. Ihre Kinder haben ihn bereits. Er erlaubt, ab 1. Jänner in Österreich zu arbeiten, legal.  Aurica hat einen Job als Reinigungskraft in Wien.

Natasa, die im Film wegen ihrer Ausweisung bei der Fremdenpolizei zusammenbricht, hat heute Pass und ab 2014 Job in einem Wiener Spital. Sie spricht wenig bei der Präsentation und leise. Aber sie sagt: "Heute habe ich keine Angst mehr." (fid, DER STANDARD, 30.11./1.12.2013)

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