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Über Parteigründer Frank Stronach lässt Weigerstorfer nichts kommen: Sie schätze ihn sehr, er sei eben oft nicht richtig interpretiert worden und habe rhetorisch nicht so eine Schulung wie andere Politiker.

Foto: APA/Expa/Gruber

Wien - Geht alles glatt, wird Ex-Miss-World Ulla Weigerstorfer vom Team Stronach in einer der nächsten Nationalratssitzungen als Abgeordnete angelobt. Einsetzen will sie sich vor allem für Familien, Natur- und Tierschutz, Sport und Konsumentenschutz. An ihrer Sachkenntnis zweifelt Weigerstorfer nicht: "Das Wichtigste ist, mit Hirn, Herz und Hausverstand gewisse Themen anzugehen."

Die Entscheidung von Ex-ORF-Generaldirektorin Monika Lindner, ihr freies Mandat zurückzulegen, "kam doch etwas überraschend", räumte Weigerstorfer ein. Dass sie als Listennächste nun Lindner im Hohen Haus beerbt, sehe sie "mit einem lachenden und einem weinenden Auge". Es sei eine tolle Herausforderung, aber: "Die eine oder andere Stunde mit meiner Tochter wird auch dran glauben müssen."

Schwerpunkt Familienpolitik

Ihre Schwerpunkte seien jene Bereiche, in denen sie sich seit Jahren engagiere, betonte Weigerstorfer. Ob ihre Kollegen bereit sind, gewisse Themen als Bereichssprecher abzugeben? Das sei "zum Teil" schon besprochen worden.

Widmen will sich Weigerstorfer etwa der Familienpolitik: "Als alleinerziehende Mutter weiß ich, wie schwierig die Doppelbelastung ist, einen guten Job zu machen und die beste Mami der Welt zu sein." Für eine bessere Vereinbarkeit fordert sie mehr freiwillige Ganztagsschulen, wo die Kinder auch verschiedene Sportarten oder Instrumente ausprobieren können. So eine individuelle Förderung sollte ihrer Meinung nach schon im Kindergarten geboten werden. Ob es genug Kinderbetreuungsplätze gibt, müsse sie sich erst anschauen, räumte Weigerstorfer ein - in Niederösterreich sei das Netz ihrer Erfahrung nach eigentlich gut.

Weigerstorfer will sich ideologisch nicht einordnen lassen

Ein Anliegen ist Weigerstorfer auch der Tierschutz. Was sie als Pferdeliebhaberin von Wiens Fiakern hält? Das sei ein "sehr heikles Thema", aber sie kenne eine Tierärztin, die Fiaker-Pferde betreue, und die bestätige ihr, dass es den Tieren gutgehe. Angeblich seien auch die Gesetze in diesem Bereich streng. Auf ihrer Prioritätenliste ganz oben stünden aber andere Themen, so müsse man etwa bei den Tiertransporten durch Europa etwas tun. Sie selbst sei zwar keine Vegetarierin, aber: "Wir haben nicht das Recht, Tiere zu quälen, bevor wir sie essen."

Dass sie in einer kleinen Oppositionspartei wenig Chancen hat, etwas umzusetzen, sei ein "Wermutstropfen". Man könne aber auch in der Opposition auf Themen immer wieder hindeuten und über die Öffentlichkeit Zustimmung bekommen. Ideologisch will sich Weigerstorfer nicht einordnen lassen: Sie sei "grenzenloser Optimist", meinte sie auf eine entsprechende Frage.

Über Parteigründer Frank Stronach lässt Weigerstorfer nichts kommen: Sie schätze ihn sehr, er sei eben oft nicht richtig interpretiert worden und habe rhetorisch nicht so eine Schulung wie andere Politiker. Sie könne ihm bei allen Themen folgen - außer seinen Äußerungen zur Todesstrafe. Haben sie diese Aussagen zum Nachdenken gebracht, ob sie in der richtigen Partei ist? "Frank hat hier sicher ein bisschen sich selber überholt." Man habe darüber geredet, es stehe nicht so im Parteiprogramm, und letztlich müsse man "das Gesamte sehen".

Dass sie immer noch ständig in Verbindung mit ihrem Miss-World-Titel genannt wird, "nervt mich gar nicht". Sie sei stolz, den Titel damals bekommen zu haben - "man wird nicht jeden Tag Miss World" -, aber für sie sei das "weit weg". "Ich habe in den letzten 26 Jahren sehr viele andere Erfahrungen gemacht, die für mich wichtiger waren als der Miss-World-Titel." Sie habe nie eine politische Karriere angestrebt, aber nun wolle sie als eine Art Bürgervertreter etwas beitragen. "Mag sein, dass das kitschig klingt, aber glauben Sie mir, ich muss niemandem mehr was beweisen."

Ob sie neben ihrer Tätigkeit als Abgeordnete ihre Kommunikationsagentur weiterführen wird, weiß Weigerstorfer noch nicht. Sie werde im Hohen Haus "nicht nur den Dienst absitzen", und Zeit für ihre Tochter brauche sie auch. (APA, 29.11.2013)