Wien - Als eine Art Paralleluniversum stellt sich im Rechnungshofbericht der ÖBB-Postbus dar, eine Tochter des ÖBB-Personenverkehr. Der staatliche Autobusbetreiber bekommt sein Fett ab: Um Ausschreibungen zu gewinnen, bot die ÖBB-Postbus GmbH Buslinienverbindungen nicht kostendeckend an, so der Rechnungshof.

Und: Der "schwach positive" Betriebsgewinn (Ebit) in den Jahren 2009 und 2011 sei in "erster Linie auf bilanzielle Maßnahmen wie Verlängerung der Abschreibungsdauer zurückzuführen". Heißt auf gut Deutsch: Die Nutzungsdauer der 2213 Autobusse wurde verlängert.

Grundsätzlich hängt der ÖBB-Postbus am Tropf von Bund und Ländern, von rund 233 Millionen Fahrgästen 2011 waren fast zwei Drittel Schüler und Lehrlinge, ein Fünftel Pendler und Gelegenheitsfahrer. Die Schüler brachten mit rund 28 Prozent allerdings verhältnismäßig wenig Erlös, Pendler, Gelegenheitsfahrer und Senioren mit rund 52 Prozent hingegen relativ viel Umsatz. Die Schülerzahlen sind aber rückläufig.

Der Gesamtertrag des ÖBB-Postbus belief sich 2011 auf 400,9 Mio. Euro, der Jahresverlust auf 560.000 Euro. Pläne oder Anstrengungen, das Pendler-Kundenpotenzial zu heben, gab es laut RH ebenso wenig wie hinreichende Abstimmung der Fahrpläne mit dem ÖBB-Schienenverkehr. Anschlusssicherung zwischen ÖBB-Bus und ÖBB-Bahn war für den Postbus "kein primäres Thema", weil es nur an rund 2,5 Prozent der Bushaltestellen Umsteigemöglichkeit gibt und nur drei Prozent der Fahrgäste umsteigen.

Dass 68 Prozent der 3974 Mitarbeiter pragmatisiert und gut 20 Prozent teurer sind als Angestellte, sieht der RH als Wettbewerbsnachteil. Insgesamt gibt es 15 Dienstrechte im Postbus. (ung, DER STANDARD, 29.11.2013)