Wien - Scharfe Kritik kommt aus der Wiener Kulturszene an der Subventionserhöhung für die Vereinigten Bühnen (VBW). Neben ÖVP-Sprecherin Isabella Leeb, hat sich auch die IG Freie Theaterarbeit entrüstet gezeigt, von Theatermacher Hubsi Kramar kam heute ein offener Brief an Wiens Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ).

Von diesem fordert Kramar den Rücktritt, denn er habe offenbar seine "Mitarbeiter nicht mehr im Griff". Eine Budgeterhöhung für die VBW, "eines kommerziellen Betriebes, der anderswo profitabel, privatwirtschaftlich geführt wird, der mit unglaublich seichten Musiktheaterveranstaltungen, wie zur Zeit 'Natürlich Blond' einem chauvinistischen Machwerk ersten Ranges, oder dem Nostalgieschinken 'Elisabeth' nun wirklich keine Berechtigung für eine Kunstförderung hat", so Kramar. Dies sei ein "menschenverachtender Schlag ins Gesicht eines Großteils der Kunst- und Kulturschaffenden Wiens, die seit Jahren immer weniger bekommen".

Kein "Dialog mit der freien Szene"

Auch die IG Freie Theaterarbeit empört sich, dass Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) "nicht nur den Dialog mit der freien Szene" verweigere, sondern stattdessen eine Erhöhung "der ohnehin höchst geförderten, wie umstrittenen, Vereinigten Bühnen Wien" beschließe. Zehn Jahre nach der Theaterreform zeige sie "genau die umgekehrten Effekte", prekäre Bedingungen würden häufiger, der Sektor schlittere "immer tiefer in juristische Graubereiche".

Die Kultursprecherin der ÖVP Wien, Isabella Leeb schließt sich dieser Kritik an und vermisst "mittlerweile jegliche Sensibilität und vor allem Hausverstand". Wien beraube sich seiner kulturpolitischen Zukunft "wenn man die kleinen und mittleren Kulturinitiativen ständig beschneidet und deren Subventionen jahrelang, manchmal jahrzehntelang einfriert oder sogar zurückfährt und gleichzeitig aberwitzige Summen in defizitäre Projekte investiert, die überall sonst auf der Welt Gewinne abwerfen".

Verteidigung der Maßnahme

Weiter Öl ins Feuer gegossen hat Mailath-Pokorny durch seine Verteidigung der Maßnahme im gestrigen Ö1-"Kulturjournal". Er müsse "auch einmal gegen die in Wien übliche Neidgesellschaft auftreten", erklärte Mailath da. "Ja, große Bühnen brauchen mehr Geld, kleine Bühnen brauchen auch Geld und das bekommen sie auch." Im Hinblick auf die Förderungen durch die Stadt sehe er ein "Jammern auf einem sehr hohen Niveau". Diese "besonders untergriffigen Worte" sind für Hubsi Kramar eine Verhöhnung, der Kulturstadtrat wisse offensichtlich nicht, "was in dieser Stadt los ist". (APA, 28.11.2013)