Es geht gut los im jüngsten Tatort, nämlich mit den Rolling Stones. Es geht dann aber schlecht weiter, und das liegt nicht nur daran, dass sie "Paint it Black" singen. Sondern vor allem daran, dass der Stuttgarter Tatort: "Happy Birthday, Sarah" am Sonntag ein sozialkritischer war.

Die titelgebende Sarah ist ein Unterschichtkind: Mama und Papa im Knast, der Bruder untergetaucht, die Schwester mit einem Kleinkriminellen liiert. Verständlicherweise ist die 13-jährige Sarah sehr wütend, hört über Kopfhörer lautstark vom Leben enttäuschten Männern beim Singen zu und flüchtet sich in einen Jugendtreff.

Foto: ORF/ARD/Stephanie Schweigert

Hier wird die Leiche eines der Sozialarbeiter gefunden – Startschuss für Ermittlungen, die mitten in das Elend von Prekariat und Kinderarmut führen. Manchmal etwas sehr plakativ wird das dem seit Neuestem alleinerziehenden Kommissar Bootz als Repräsentant der schwindenden Mittelschicht gegenübergestellt. Der versucht in viel zu engen Jeans, alles unter einen Hut zu kriegen: die Kinder jeden Tag in die Schule bringen, Kakao kochen, Pausenbrote schmieren und das Smartphone immer im Blick. Deutlicher wird die Reich-Arm-Schere schon dadurch, dass dieser Tatort zufällig ein paar Tage nach Veröffentlichung einer Studie läuft, die zeigt, wie sich in Deutschland die Armut verhärtet.

Foto: ORF/ARD/Stephanie Schweigert

Einfach schön ist daneben, dem großartigen Richy Müller als stoischem Thorsten Lannert zuzusehen. Der führt einfach seine eigene, harte Währung ein: Vertrauen. Zur wütenden Sarah, die ihm die Waffe auf die Brust setzt, ebenso wie zum Kollegen Bootz, der ihn schon einmal hängen ließ, weil er das Smartphone eben nicht im Blick hatte. Sie enttäuschen ihn nicht. (Andrea Heinz, DER STANDARD, 2.12.2013)

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"Dostojewski, Alter! Wer die Gesamtausgabe des Finsterlings gelesen hat, dem ist alles zuzutrauen", jubelt Christian Buß auf spiegel.de über den Stuttgarter Tatort unter der Regie von Oliver Kienle. Resümee des Kritikers: "Ein 'Tatort', der gekonnt Hochkultur auf Hochhaussiedlung treffen lässt, der sich aber trotz aller plakativen Ausschmückung Zeit nimmt bei der Beobachtung seiner Charaktere und auch riskante Wendungen glaubhaft auserzählt."

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Holger Gertz lobt auf sueddeutsche.de vor allem Ruby O. Fee, die Darstellerin der Sarah: "Aber Sarah ist vielschichtiger als die gewöhnliche Eye-Catcherin. Ihre Darstellerin heißt Ruby O. Fee, und sie bringt sehr sehenswert Laszivität mit Wut zusammen, Durchlässigkeit mit Härte. Wenn je eine Rotz und Wasser geheult hat, dann diese hier." (red, derStandard.at, 1.12.2013)

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