Das barocke Juwel, das Palais Schwarzenberg, wie es sich aktuell präsentiert...

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...und wie es sein könnte (li. unten), sollte es zum Kasino umgebaut werden.

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Das Mekka der Glücksspielindustrie wird Wien zwar nicht werden, aber wenn, wie erwartet, im nächsten Jahr zusätzliche Kasinolizenzen vergeben werden, dann kann das Finanzministerium unter vier Bewerbern wählen. Nachdem der bisherige Monopolist Casinos Austria wiederum alle zwölf Lizenzen für die bestehenden Kasinos bekommen hat und der Novomatic die Spielautomatenlizenz in den Bundesländern zugeschlagen wurde, ist es gut möglich, dass Novomatic mit Sitz im niederösterreichischen Guntramsdorf auch zwei der drei neuen Kasinolizenzen erhält. Einzig für die Lizenz, die für den Bereich Wien Süd-West (3. bis 19. plus 23. Bezirk) vergeben wird, dürften auch andere Bewerber Chancen haben. Ein Gesamtkonzept mit Hotel und Kasino hat nur die an der Wiener Börse gelistete Gesellschaft Century Casinos, die im Hotel Intercontinental in Wien-Landstraße das erste Hotelkasino für Wien konzipiert hat.

Am schillerndsten ist sicher das Konzept der Stadtcasino Baden AG, an dem die deutsche Gauselmann-Gruppe mit einem Drittel beteiligt ist. Sie wollen im barocken Palais Schwarzenberg (dritter Bezirk) mit dem Grand Casino Wien einziehen. Ob im Stock oberhalb der Repräsentationssäle wie dem Marmorsaal mit 400 kg schweren Lustern aus böhmischem Bleikristall wieder ein Hotel entsteht, ist offen. Bei einem Lizenz-Erhalt würde die Schwarzenbergische Privatstiftung, der das Palais gehört, entscheiden, ob sie ein Boutique-Hotel errichtet. Die Kasinobetreiber haben damit nichts zu tun, wird versichert. Ob Prunkräume, ob Hotelzimmer: Das Palais ist bis auf die Luster und die Kachelöfen komplett ausgeräumt. In den Zimmern weisen nur noch die schönen Marmorbäder auf den einstigen Glanz hin.

Kein Wintergarten

Der Umbau würde jedenfalls in enger Abstimmung mit dem Denkmalamt erfolgen - der Einbau einer Klimaanlage ist obligat. Schließlich sollen bis zu 300.000 Besucher pro Jahr an den videoüberwachten Tischen spielen. Entfernt würde der Wintergarten vor dem früheren Restaurant. Stattdessen soll eine neue Terrasse entstehen - der weitläufige Garten des Palais ist nicht Teil des Konzepts.

Die riesige Küche wird redimensioniert, damit dort 280 Spielautomaten Platz haben. Auch die Hauskapelle der Familie Schwarzenberg müsste weichen: Sie soll zu einer Lounge umgebaut werden. Die Gemälde, die seit der Stilllegung des Palais im Depot lagern, werden wahrscheinlich nicht mehr an ihren Originalplätzen hängen.

Gemäß Auflage des Denkmalamtes muss der Parkplatz vor dem Palais wieder in den Originalzustand versetzt und aufgeschottert werden. Darunter würde die Familie Breiteneder eine Garage mit 250 Parkplätze errichten. Ins Kasino käme man durch zwei Eingänge: beim Haupteingang oder unterirdisch - dort, wo auch die Events stattfinden sollen. Alles streng kontrolliert.

Im Grand Casino Wien wollen die Betreiber vermögende Vielspieler - sogenannte Highroller - aus Abu Dhabi, Moskau und Schanghai mit Paket-Angeboten anlocken. Diesen werden die Hotelkosten, eventuell Anfahrt und Essen, Getränke oder Einladungen zu speziellen Events bezahlt, erklärt Detlef Brose, Chef des Schweizer Grand Casino Baden. Dafür müssen sie aber am Spieltisch viel einsetzen: Highroller sollen einen Nettospielertrag von über 2000 Euro bringen, das entspricht einem Bruttospielertrag von rund 7000 Euro pro Besuch - die Differenz geht an den Fiskus.

Im Palais Schwarzenberg soll nach den Vorstellungen der Betreiber ein prestigeträchtiges Grand Casino mit Gastronomie und Events entstehen, das sich mit Spielbanken wie Monte Carlo oder Baden-Baden messen lassen kann. Konzerte, auch klassisch, oder Clubbings sind im Eventraum geplant.

Mit einem Hotelkasino-Konzept, das dem 1960er-Jahre-Retro-Design rund um das Flair von Grace Kelly angepasst ist, startet das Kasinoprojekt von Century Casinos im Hotel Intercontinental. Das Flamingo Casino wäre beim Hoteleingang links geplant, dort wo derzeit die Hotelbar ist. Century Casinos wurde von den beiden Österreichern Erwin Haitzmann und Peter Hötzinger gegründet, die sehr erfolgreich im Ausland tätig sind, in Österreich aber aufgrund der bisherigen Monopolsituation noch nicht vertreten sind. Mitbeteiligt am Flamingo Casino sind Hoteleigentümer Michael Tojner sowie der Chef des Restaurants Motto, Bernd Schlacher - er würde sich auch um die Gastronomie kümmern.

Paketangebote

Laut Hötzinger sollen vor allem Touristen, Geschäftsreisende, Kongress- und Messebesucher, aber auch zahlungskräftige Abendgäste angesprochen werden. Ebenso sollen Paketangebote für Kurzreisen von zwei bis vier Tagen für Ehepaare, Freunde, kleinere und große Gruppen geschnürt werden, die einen Kasinobesuch mit Spa-, Shopping und einen Wien-Besuch verbinden wollen. Die Kombination mit einem Luxushotel wurde gewählt, weil nur Leute angesprochen werden sollen, die einen Kasinobesuch auch "verkraften können, und allein dadurch schon ein wichtiger Beitrag zum Thema Spielerschutz geleistet wird", so Hötzinger. Man wolle das modernste und eleganteste Hotelkasino in Europa sein, vergleichbar mit einem Ritz in London oder jenem in Monte Carlo.

Der Platzhirsch, Casinos Austria, hat sich ebenfalls um die ausgeschriebene Lizenz beworben, allerdings wird das halbstaatliche Unternehmen definitiv kein Hotelprojekt errichten. Die Casinos Austria AG will an einen Standort ziehen, der ihr Flaggschiff, das Kasino in der Wiener Innenstadt, der Kärntner Straße, "ergänzt", dieses aber "nicht kannibalisiert". Aus Konkurrenzgründen wird der geplante Standort nicht verraten.

Novomatic wiederum betreibt in Österreich nur Automaten und will offenbar jene Lizenz, die es ermöglicht, den derzeitigen Spielbetrieb des Konzerns im Prater (zweiter Bezirk) und im Böhmischen Prater (zehnter Bezirk) zu erweitern. Trotz mehrmaliger Versuche war von Novomatic niemand bereit, mit dem Standard zu sprechen.

Das Palais Schwarzenberg steht übrigens seit Jahren leer, nachdem die Pläne von Scheich Al Jaber, dort ein Sechssternehotel zu errichten, begraben werden mussten. Nur im Sommer zog kurz Leben ein: Da wurde das Palais zum Schauplatz einer exklusiven Hochzeitsfeier. (Claudia Ruff, DER STANDARD, 4.12.2013)