Jeweils 45 Meter hoch sind die beiden Hochdruck Wärmespeicher (links) auf dem Gelände des Kraftwerkparks in Simmering.

Foto: Ian Ehm/Wien Energie

Wien - Die Bundeshauptstadt ist um eine Attraktion und ein wichtiges Instrument zur Umsetzung der Energiewende reicher. Auf dem Kraftwerksgelände der Wien Energie in Simmering wurde am Mittwoch nach eineinhalbwöchiger Testphase der erste Hochdruck- und Hochtemperaturspeicher der Welt in Betrieb genommen. Durch Optimierung von Produktion und Speicherung sollen jährlich rund 11.000 Tonnen CO2 eingespart werden.

"Niedertemperaturspeicher gibt es viele, Hochtemperaturspeicher mit Spitzenwerten von bis zu 150 Grad Celsius bisher noch nicht", sagte Andreas Werner von der TU Wien dem Standard. Das Institut für Energietechnik und Thermodynamik der Technischen Universität begleitet das Projekt von wissenschaftlicher Seite und lotet noch weitere Möglichkeiten der Optimierung aus.

"Wir schauen uns an, wie sich das Ganze bewährt, und überlegen dann, ob wir noch einen weiteren Speicher bauen", sagte Wien-Energie-Geschäftsführerin Susanna Zapreva. Die Errichtung der zwei jeweils 45 Meter hohen Speichertürme, die überdimensionalen Thermoskannen gleichen und nach ähnlichem Prinzip funktionieren, hat in Summe 20 Millionen Euro gekostet. "Wir rechnen damit, dass sich die Investition in sieben, acht Jahren amortisiert hat", ist Zapreva optimistisch.

Mit Hochdruck auf den Berg

Hochdruck und Hochtemperatur seien notwendig, weil das 1300 km lange Wiener Fernwärmenetz Höhenunterschiede von bis zu 150 Metern aufweise. Nur so sei garantiert, dass auch Haushalte in höher gelegenen Teilen der Stadt die gewünschte Wärme mit entsprechendem Druck erhielten.

Die Wahl des Standorts sei auf das Kraftwerksgelände Simmering gefallen, weil sich dort außer einer Kraft-Wärme-Kopplungsanlage (KWK) auch das Fernwärme-Verteilzentrum befindet. Zusätzlich zum Kraftwerk Simmering sind auch die KWK-Anlagen Donaustadt und Leopoldau sowie die thermischen Abfallbehandlungsanlagen mit dem Hochdruckwärmespeicher verbunden.

An kalten Tagen kann somit ohne Anwerfen eines zusätzlichen Kessels die benötigte Zusatzwärme aus dem Speicher verwendet werden. Im Sommer geschieht das an heißen Tagen spiegelverkehrt auch mit der Fernkälte.

Das Prinzip des Speichers, der als Vorbild für andere Betreiber von Fernwärmenetzen dienen könnte, ist einfach: Heißes Wasser wird von oben so eingeströmt, dass es sich kaum mit dem kälteren Wasser vermischt. Die Trennschicht zwischen heißem und kaltem Wasser bewegt sich langsam nach unten, bis der Speicher voll ist, was etwa sieben Stunden dauert. Beim Entladen wird von unten kühleres Wasser (60 bis 70 Grad) eingelassen, das heiße Wasser wird nach oben gedrückt und in das Fernwärmenetz geleitet. (Günther Strobl, DER STANDARD, 28.11.2013)