Georg Schöllhammer und Hedwig Saxenhuber.

Foto: Heribert Corn

Während tausende für eine Annäherung an die EU protestierten, wurden am Dienstag in Kiew überraschend die Kuratoren der Arsenale 2014 präsentiert. Nach dem Briten David Elliott, der 2012 die erste Ausgabe dieser Kiewer Kunstbiennale kuratiert hatte, werden die Wiener Hedwig Saxenhuber und Georg Schöllhammer die zweite Ausgabe verantworten. Die Biennale wird zwischen September und November 2014 im Mystezky-Arsenal ("Kunstarsenal") zu sehen sein - der klassizistische Bau aus dem späten 18. Jahrhundert fungiert seit 2009 als staatliches Kunstzentrum. Um das Ausstellungsdesign der Arsenale 2014 wird sich der österreichische Künstler Johannes Porsch kümmern.

Saxenhuber und Schöllhammer, die sich als Kunsttheoretiker und Herausgeber der Kunstzeitschrift springerin einen internationalen Namen gemacht haben, beschäftigen sich seit geraumer Zeit mit Kunst aus Osteuropa. Saxenhuber - so wurde bei der Präsentation in Kiew eigens betont - hat sich 2006 als Kuratorin von Postorange im Projectspace der Kunsthalle Wien intensiv mit der zeitgenössischen Kunst der Ukraine beschäftigt. 2011 amtierten beide als künstlerische Leiter der Viennafair, 2012 verließ das Duo die Messe nach Differenzen mit den neuen russischen Besitzern.

Trotz vielfältiger Osterfahrungen wartet auf die Wiener aber eine schwierige Aufgabe. Nach einem Zensurskandal im vergangenen Juli, den Arsenal-Direktorin Natalija Sabolotna ausgelöst hatte (der Standard berichtete), riefen zahlreiche Künstler zum Boykott der Institution und der kommenden Biennale auf.

Internationale Kuratorenkapazunder wie der Russe Boris Groys oder die Schwedin Maria Lind hatten vor diesem Hintergrund ein Engagement in Kiew abgelehnt. Zensur scheint im Mystezky-Arsenal, wie kürzlich beobachtet, weiterhin praktiziert zu werden: Im derzeit laufenden Ausstellungsprojekt Art Kyiv Contemporary 2013 wurde ein Schimpfwort auf einem gesellschaftskritischen Gemälde per Klebeband überdeckt - auf Verlangen von Arsenal-Vertretern, lautete die Auskunft vor Ort. "Wir mögen komplizierte Sachen", erklären die designierten Kuratoren dem Standard, bei einem Zensurversuch würde man die Konsequenzen ziehen.

Bei jenen linken Künstlern, die zum Boykott aufrufen, orten sie "ein wenig Doppelmoral": Diese Gruppe zeige gleichzeitig keine Berührungsangst vor oligarchischen Strukturen, sagen Saxenhuber und Schöllhammer. Die Wiener spielen hier auf das Pinchuk Art Centre in Kiew an, das als die führende private Kunstinstitution des Landes gilt.

Trotz der Regierungsnähe des ukrainischen Oligarchen Viktor Pinchuk entwickelte sein Kunstzentrum zuletzt ein unerwartetes Faible für linksradikale und gesellschaftskritische Künstler. Und diese stellen beim Oligarchen auch bereitwillig aus. (Herwig Höller aus Kiew, DER STANDARD, 28.11.2013)