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Die Bayern (in der Mitte Heiko Schaffartzik) trauen sich als Neueinsteiger in die Euro League schon zu gewinnen.

 

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Arjen Robben und Bastian Schweinsteiger schauen oft bei Spielen vorbei, der Präsident natürlich so gut wie immer.

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Volker Stix muss die Budgetdisziplin einmahnen.

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Balkan-Guru Svetislav Pesic ist zirka der Pep Guardiola des Basketballs.

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Der europäische Zuckerguss: Das Duell mit Olympiacos Piräus.

 

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Seit Uli Hoeneß infiziert ist, gibt es also zwei FC Bayerns in München. Der Präsident ist abhängig von der "Droge Basketball“. Und deswegen hat er als Ziel formuliert, national und international zu reüssieren. So wie es die Vorbilder FC Barcelona und Real Madrid bereits seit Jahrzehnten tun.

Vor drei Jahren ist der FC Bayern im Basketball praktisch aus dem Nichts aus den Niederungen der Regionalliga aufgetaucht. Mittlerweile ist man Tabellenführer in der deutschen Basketball-Bundesliga (BBL) und ärgert in der Euro-League, vergleichbar mit der Fußball-Champions League, per Wildcard die größten Vereinsmannschaften Europas. "Einerseits orientieren wir uns an Real und Barcelona, andererseits auch wieder nicht. Dass dort die kleineren Sportsektionen aus dem Topf des Fußballs finanziert werden, ist kein Geheimnis. Wir müssen jeden Euro, den wir ausgeben, auch wieder einnehmen", sagt Volker Stix, stellvertretender Geschäftsführer des FC Bayern Basketball. Uli Hoeneß hat von Beginn des Projekts weg propagiert, dass "kein einziger Euro aus der Profifußball-AG in den Basketball fließt."

12 Millionen gegen 200 Millionen

Es gibt aber Parallelen zur Fußballabteilung. Auch die Basketballer kaufen den Markt an deutschen Nationalteamspielern leer. Ein Vorwurf, den Volker Stix gelassen erwidert. "Sieben unserer acht Neuzugänge waren vertragsfrei. Wir haben Spieler geholt, die jeder andere Verein der Welt auch hätte bekommen können." Die Ausnahme bildete Heiko Schaffartzik. Der deutsche Nationalteam-Spielmacher löste seinen Vertrag im Sommer mit Alba Berlin aber auf, bevor die Bayern an den Verhandlungstisch kamen und Alba auch noch eine Ablösesumme bezahlten.

Ein stattliches Budget schadet freilich nicht, auf 12 Millionen Euro ist es heuer gestiegen. Im Vergleich zur Fußball-AG ist das natürlich nichts. Die hatte vergangene Saison über 200 Millionen Euro Personalkosten. In der BBL bewegt man sich aber im Spitzenfeld. Einen Lahm, Schweinsteiger oder Müller gibt es im Münchner Basketball bis dato noch genauso wenig, wie einen Basketballstützpunkt oder eine Internatsstruktur. "Woher auch?", fragt Stix. Man habe vor drei Jahren bei null begonnen, Identifikationsfiguren müssen erst ausgebildet werden.

Den Bayern lastete am Anfang das Image eines Retortenvereins an, dabei hat der Verein durchaus Basketballtradition, der letzte Meistertitel liegt aber doch 58 Jahre zurück. Dafür gibt es jetzt ein gemeinsames Nachwuchsprojekt mit den Timberwolves aus Wien-Donaustadt. Die Bayern holen sich Tipps vom Schul- und Leistungssportmodel (Erste Wiener Ballsportakademie) des Zweitligisten. Im Gegenzug könnte in Bälde in München europäischer Spitzenbasketball auf österreichische Talente warten. Wann wird es einen David Alaba im Basketball geben? Stix: "Das ist nicht unrealistisch und ein Ziel von uns, so einen Spieler zu entwickeln."

Von Bayern zu Dortmund, Schalke, HSV

Die Benchmark setzen die Kicker, die Basketballer folgen. Spieler beider Seiten besuchen einander bei Matches, Stix holt sich Tipps bei Matthias Sammer und Basketball-Cheftrainer Svetislav Pesic tauscht sich mit Pep Guardiola aus. Zwei Gurus, die beide das Triple mit Barcelona gewannen, bevor sie zu Bayern kamen. Mehr Erfolg geht einfach nicht.

BBL-Geschäftsführer Jan Pommer hätte gerne mehr Bayern Münchens. Deshalb ging er bereits mit dieser Idee bei Borussia Dortmund, Schalke 04 und Hamburger SV hausieren. Bisher ist eine zweite professionalisierte Sportsektion für Basketball aber kein Thema bei den Fußballriesen. "Regional starke Traditionsvereine wie Bamberg, Ulm oder Oldenburg sind eine starke Konkurrenz und eine große Bereicherung für die Liga. Die Fußballvereine müssen entscheiden, ob sie mit Basketball eine Ergänzung ihres Portfolios sehen. Die mediale Aufmerksamkeit würde natürlich steigen", sagt Stix.

Langfristig glaubt Stix, dass sich Basketball als Nummer zwei hinter Fußball etablieren kann. Während es in Österreich kein Match ist, liefern sich Eishockey, Basketball und Handball in Deutschland ein hartes Rennen. Der durchschnittliche Etat der 14 Eishockey-Bundesligisten lag in der Saison 2012/2013 bei 5,3 Millionen Euro (inklusive Spieleretat), bereits knapp dahinter rangieren etwa gleichauf die Basketball- und Handball-Liga (ca. 4,3 Mio.), Tendenz steigend. Bei den Zuschauerzahlen ist das Ranking ähnlich, Basketball will aber auch hier mit immer mehr modernen Hallen die Konkurrenz hinter sich lassen.

Übers Fernsehen an die Geldtöpfe

Was dem Basketball noch fehlt, ist eine ordentliche Präsenz im Fernsehen. Im öffentlich-rechtlichen Fernsehen existiert Basketball praktisch nicht. "Ein Livespiel die Woche ist zu wenig, dazwischen gibt es keine Informationen, während der Fußball in Magazinen und Diskussionssendungen rauf und runter läuft. Die Einschaltquoten sind ein großer Erfolgsfaktor."

Das soll sich auch mithilfe der Marke Bayern in Zukunft ändern. Die Konkurrenz schnallt sich an, will aber keine Angst vor der bajuwarischen Dominanz haben. Die Wahrheit liegt nicht am Platz, sondern "in der Halle", heißt es aus Bamberg, zuletzt vier Mal Meister in Folge. "Wenn wir etwas machen, dann richtig", pflegt Uli Hoeneß zu sagen. Stix: "Sportlicher Erfolg ist nur bedingt planbar. Aber wir werden alles dafür tun, um erfolgreich sein zu können." (Florian Vetter; derStandard.at; 10.12.2013)