Die Pharmaindustrie erwirtschaftet die höchsten Renditen aller Branchen. Kurt Langbein, Mitautor des Bestsellers "Bittere Pillen", der vor 30 Jahren erstmals erschienen ist und inzwischen eine Auflage von 2,7 Millionen erreicht hat, analysiert in der "Menschen & Mächte"-Dokumentation "Die Tricks der Pharma-Industrie" am Mittwoch, 27. November um 22.30 Uhr in ORF 2, die Tricks und Täuschungen der Arzneimittelhersteller.

Thema ist unter anderem die Antibabypille Yasminelle. Bei der "sanften" Pille soll das Thromboserisiko mehr als doppelt so hoch sein wie bei anderen Pillen. In den USA haben bereits 11.000 Frauen Entschädigungszahlungen von rund einer Milliarde Dollar erstritten. In Österreich sind offiziell 38 Fälle bei der österreichischen Agentur für Gesundheit gemeldet. 

Von Blutverdünnung bis Antidepressiva

Ins Kreuzfeuer der Kritik geraten ist auch Xarelto, ein Mittel zur Blutverdünnung, das massiv zur Vorbeugung von Herzinfarkten und Schlaganfällen beworben wird. Es führt gelegentlich zu schweren Blutungen, die kaum beherrschbar sind. "Das Problem dieser Blutungen ist, dass es kein Gegenmittel gibt", sagt Hans Gombotz, Intensivmediziner am AKH Linz. "Warum die zugelassen werden, ohne dass es ein entsprechendes Gegenmittel gibt, kann ich auch nicht sagen."

Gerald Gartlehner, Leiter der Abteilung für evidenzbasierte Medizin der Donauuniversität Krems, berichtet über seine Analyse von Antidepressiva: "Antidepressiva sind keine gut wirksamen Medikamente. Fast jeder zweite Patient spricht überhaupt nicht auf die erste Therapie an, sehr viele Patienten haben sehr starke Nebenwirkungen, die gehen von Übelkeit, Erbrechen über sexuelle Störungen bis zu ganz tragischen Nebenwirkungen wie Selbstmord." Jahrelang habe die Industrie negative Ergebnisse von Studien unter Verschluss gehalten. 

Auf der Payroll der Pharmaindustrie

Langbein, der vor kurzem mit dem renommierten Axel-Corti-Preis ausgezeichnet wurde, thematisiert auch Interessenkonflikte in der Ärztebranche. Manche Mediziner, die in den Fachärztegremien für die Erstellung von Behandlungsleitlinien verantwortlich seien, stünden auch auf der Payroll der Pharmaindustrie.

Die Sendung ist nach der TV-Ausstrahlung sieben Tage lang auf der Video-Plattform ORF-TVthek als Video-on-Demand abrufbar. (red, derStandard.at, 26.11.2013)