"In diesem schmalen Tal, auf dessen Grund die Lašva fließt, die von Seiten mit Quellen, Durchlässen und Bächern stellenweise verziert wird, voll von Feuchtigkeit und Zugluft, gibt es fast nirgendwo einen geraden Weg oder eine gerade Stelle, worauf der Mensch den Fuß frei und unbekümmert stellen könnte. Alles ist steil und unregelmäßig, verkreuzt und verflochten, verbunden oder unterbrochen durch private Wege, Zäune, Straßen, Gärten und Türen, Friedhöfe und Gotteshäuser", schrieb der Literaturnobelpreisträger Ivo Andrić (1892-1975) in seinem Werk „Wesire und Konsuln“ über seine Geburtsstadt Travnik in Zentralbosnien.

So verworren und verwinkelt die kleine bosnische Stadt ist, so interessant ist auch ihre Geschichte.

Foto: Jelena Gučanin

Es gibt viele Mythen rund um die Entstehung der imposanten mittelalterlichen Festung in Travnik.

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Historiker sind sich einig, dass sie in der zweiten Hälfte des 14. oder der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts gebaut wurde.

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Über die Jahrhunderte durchlebte sie  - wie dei Stadtd drunter -  einige politische Umbrüche.

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Von den mittelalterlichen Königen, den türkischen Eroberern, den österreichisch-ungarischen Soldaten, jenen des Königreichs Jugoslawien, den Streitkräften des Unabhängigen Staates Kroatien (NDH), den Ustascha und Nazis, Titos Partisanen, bis hin zu den Truppen der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien – sie alle haben dort einmal ihr Lager aufgeschlagen. "Stari Grad“ – die alte Stadt – so wird die Festung und dieser Teil der Stadt heute genannt.

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Travniks Architektur ist bunt, denn hier ist aus allen Epochen und Kulturen etwas geblieben.

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Eine der imposantesten Moscheen der Stadt, die zur Zeit der Osmanischen Herrschaft gebaut wurde, ist die Šarena džamija (Bunte Moschee) im Zentrum. Im Jahr 1815 fiel sie einem Feuer zum Opfer, wurde später wieder instandgesetzt und mit bunten Verzierungen verschönert.

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Außerdem besitzt Travnik als einzige Stadt in Bosnien und Herzegowina gleich zwei Uhrtürme (Sahat Kula) aus jener Zeit.

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Heute sind die Farben der vormals bunten fassaden aber weitgehend verblasst.

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Bröckelnde Fassaden und heruntergekommene Wohnblöcke prägen das Stadtbild. Der Bosnienkrieg zieht heute noch deutliche Spuren durch die Stadt.

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Vor dem Zerfall sind auch die vielen Gebäude, die zur Zeit der österreichisch-ungarischen Monarchie entstanden sind, nicht gefeit.

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In Travnik, das bis 1851 die Hauptstadt des bosnischen Paschaluk (osmanische Verwaltungseinheit)  war und ab 1878 unter österreichisch-ungarischer Verwaltung stand, wurde im Jahr 1882 mit den Bauarbeiten des Erzbischöflichen Obergymnasiums unter Leitung der Jesuiten der österreichischen Ordensprovinz und Erzbischof Josip Stadler begonnen.

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Berühmt ist Travnik heute vor allem wegen seines Nobelpreisträgers Ivo Andrić. Sein Geburtshaus, das ein Museum beherbergt, scheint das einzige Gebäude zu sein, das regelmäßig renoviert wird.

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Kulinarisch hat die Kleinstadt vor allem eines zu bieten: Ćevapčići gibt es hier an jeder Straßenecke.

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Auch der Schafkäse vom Berg Vlašić, der auf traditionelle Weise hergestellt wird, ist über die bosnischen Grenzen hinaus bekannt.

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Jeden Donnerstag sorgt der Markt für einen regelrechten Menschenauflauf in Travnik. Dort werden Obst und Gemüse, Haushaltswaren und einiges mehr lauthals an den Mann und die Frau gebracht.

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All das tröstet aber nur wenig über die konfliktreiche politische und gesellschaftliche Realität des Landes hinweg. Armut, hohe Arbeitslosigkeit, Kriminalität und religiöse Konflikte gehen auch an der einst glorreichen Stadt Travnik nicht spurlos vorüber.

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