Nach drei Jahren relativer Ruhe gibt es wieder massenhaften Protest in Thailand. Wieder sind Hunderttausende auf der Straße, zum Glück gab es bis Montagabend keine Toten - im Gegensatz zum Jahr 2010, als Unterstützer des ehemaligen Premiers Thaksin Shinawatra Bangkok de facto lahmlegten und die Armee einschreiten musste. Mehr als 90 Menschen kamen damals um.

Zündfunke für das erneute Aufflackern des alten, lange schwelenden Konfliktes war das von Thaksins Schwester, der derzeitigen Regierungschefin Yingluck Shinawatra, vorangetriebene Amnestiegesetz, das es dem politischen Puppenspieler erlaubt hätte, von der Flucht vor der Justiz ungestraft nach Thailand zurückzukommen. Hintergrund und Ursache der Unruhen ist allerdings die trotz relativer Prosperität noch immer starke politische und wirtschaftliche Ungleichheit in Thailands Gesellschaft. Die ruralen Gegenden im Norden und Nordosten des Landes, in denen Bevölkerungsteile laotischen Ursprungs leben, sind marginalisiert. Auch im Süden, wo malaiischstämmige Muslime ansässig sind, fehlt der Aufschwung.

Thaksin Shinawatra hat sich auch nach seinem Sturz durch das Militär 2006 als "Rächer der Armen" zu profilieren versucht. Gebracht hat es den Unterprivilegierten wenig. Dennoch hat "Asiens Berlusconi" seinen Einfluss mittels Schwester behalten. Für eine Rückkehr allerdings hat es nicht gereicht - vorerst zumindest. (Christoph Prantner, DER STANDARD, 26.112013)