Wien - Der Mitarbeiterabbau in der Raiffeisen-IT (R-IT; kümmert sich um die IT im Sektor, inklusive die der Banken) hat vorige Woche für einige Unruhe im Unternehmen gesorgt. Die R-IT hat zuletzt rund 850 Mitarbeiter beschäftigt, 68 wurden im Frühwarnsystem des AMS zur Kündigung angemeldet; der Standard hat berichtet.

Tatsächlich getroffen hat es nun 61 Mitarbeiter; die übrigen sieben konnten von der schwarzen Liste "wegverhandelt werden", wie im Unternehmen erzählt wird. Betriebsversammlung gab es nicht; angeblich, weil der Betriebsrat sich nicht in der Lage sah, alle Mitarbeiter an einem Platz zu versammeln. Stattdessen wurde die Belegschaft in drei Gruppen geteilt und in drei Veranstaltungen von R-IT-Geschäftsführer, Wilhelm Doupnik, informiert - Betriebsratschef Peter Kelis war dabei.

Wie genau die Auswahl der Mitarbeiter, von denen sich das Unternehmen trennt, vonstattenging, lässt sich schwer nachvollziehen. Offizielle Auskünfte sind derzeit nicht zu bekommen. Dem Vernehmen nach haben Bereichsleiter und Personalbüro gemeinsam ausgewählt, wer gehen soll. Vorwarnung für die Betroffenen gab es nicht; Einzelgespräche fanden entgegen anderslautender Ankündigung nicht statt.

Das Procedere, wie es sich gemäß der (zahlreichen) Beobachter und einiger Betroffenen darstellt: Von Dienstag bis Freitag der Vorwoche waren die Abteilungsleiter unterwegs, um die Betroffenen von ihren Schreibtischen abzuholen und ins Personalbüro zu begleiten. Vom Personalchef (spiele neben der Arbeit gern "Kabarett und Lego", schreibt er auf der Homepage seiner Künstlergruppe) bzw. dessen Mitarbeitern bekamen die Leute einen Vorschlag für die einvernehmliche Auflösung ihres Dienstvertrags vorgelegt - die meisten wurden dienstfrei gestellt.

Abgang im Eilzugstempo

In der Folge durften sie ihre persönlichen Gegenstände vom Schreibtisch holen, um sodann zum Ausgang begleitet zu werden. Den Dienstausweis nahm man ihnen ab; viele sind ja in höchst sensiblen Bereichen tätig. "Die Leute wurden aus heiterem Himmel auf die Straße gesetzt", beschreibt ein Beobachter die Szenerie.

Nach Bekanntwerden der Kündigungen in der Öffentlichkeit wurde ein Sozialplan verhandelt. Der sieht freiwillige Abfertigungen vor, das bestätigt auch die Sprecherin des Unternehmens. Sie sollen von einem Monatsgehalt bis zu zwölf Monatsgehältern reichen. Zudem wurde ein "Härtefonds" ins Leben gerufen, auch "Outplacement-Beratung", wird angeboten; sie soll über den Waff (Wiener Arbeitnehmer-Innen Förderungsfonds) laufen.

Ihre Dienst-Handys dürfen die künftigen Exmitarbeiter übrigens behalten, jedenfalls bis zum Ende ihrer Zeit bei der R-IT. Und: Sie können, so gewünscht, psychologischen Rat in Anspruch nehmen.

Anfang Dezember werden sie nochmals ins Unternehmen gebeten, um die Angebote für die einvernehmlichen Vertragsauflösungen plus Handshakes anzunehmen. Oder eben nicht. Die Belegschaftsvertreter des Raiffeisen-Sektors beobachten die Vorgänge mit Argusaugen, hat doch auch der Vorstand der Raiffeisen Bank International harte Sparmaßnahmen angekündigt. Sie wurden aber noch nicht offiziell bekanntgegeben. (gra, DER STANDARD, 26.11.2013)