Was wie eine Werkzeugkiste ausschaut, ist zuletzt auch eine solche: Forscher testeten mit Attrappen, welcher Ton auf dem Verbotsschild Diebe und Vandalen abhält.

Foto: Eleftherios Bitzilekis

Wien/München - Verhaltensbiologen, die Tiere im Freiland beobachten, haben häufig ein großes Problem: Für ihre Forschungen benötigen sie teure technische Apparaturen, die mitunter unbewacht im öffentlichen Raum aufgestellt werden. Werden die Geräte - etwa Kamerafallen oder Sender - beschädigt oder gestohlen, bedeutet dies meist einen großen finanziellen und wissenschaftlichen Schaden.

Forscher vom Max-Planck-Institut für Ornithologie in Seewiesen in Bayern wollten nun herausfinden, ob der Umgangston von Hinweisschildern an der Ausrüstung Vandalismus verhindern kann. Ihr Experiment war gleichsam aus der Not geboren. Eigentlich untersuchen die Forscher nämlich Fledermäuse, was eine ganze Menge kostspieliger wissenschaftlicher Gerätschaften benötigt, die immer wieder gestohlen oder zerstört werden.

Attrappen in den Stadtparks

Für ihre im Fachblatt "Methods in Ecology and Evolution" veröffentlichte Studie legten Markus Clarin und Holger Goerlitz in vier Münchner Stadtparks insgesamt sechzig Attrappen aus, die aus einem mit Kabelbindern verschlossenen Werkzeugkoffer, einer daran befestigten, rot blinkenden Imitation einer Überwachungskamera und einer Autoantenne bestanden. An allen Attrappen war entweder ein freundlich, neutral oder drohend formuliertes Hinweisschild angebracht.

Die gute Nachricht: Die meisten Attrappen blieben unbehelligt, obwohl sie ungeschützt und gut sichtbar im Park lagen. Attrappen mit einem freundlichen Hinweisschild wurden allerdings insgesamt 40 Prozent weniger manipuliert als die beiden Versionen mit neutralem oder drohendem Schild. "Das freundliche Hinweisschild konnte auch bei uns nicht beeinflussen, was genau mit der Ausrüstung angestellt wurde, dafür aber, wie häufig damit etwas passierte", sagt Holger Goerlitz.

Dramatische Folgen

Bleibt die Frage: Ist diese Untersuchung in einer der wohlhabendsten Städte Deutschlands repräsentativ? Vor ihrer Studie befragten die Seewiesener Wissenschafter internationale Kollegen nach ihren Erfahrungen. Diese Umfrage ergab auch, dass die Ausrüstung meist unbehelligt blieb. Wenn aber etwas beschädigt oder gestohlen wurde, hatte das oft dramatische Auswirkungen, bis hin zum Scheitern des Experiments.

Koautor Markus Clarin bedankte sich übrigens bei den Behörden, "besonders bei der Polizei und den Parkverwaltungen". Die hatten wegen des Projekts auch einen Extraeinsatz: Eine der Boxen wurde mit in den Biergarten genommen und dort rot blinkend zurückgelassen, was einen Bombenalarm auslöste. (tasch, DER STANDARD, 26.11.2013)