Die GFB-Unternehmensberatung und ihre Tochterfirma sol:ution produzieren ab 2014 den kompletten eigenen Strombedarf mit Photovoltaikanlagen. Als Zwischenspeicher dienen auch die Firmenautos.

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Zell am See - "Das Entscheidende ist: Man muss die ganze solare Wertschöpfungskette gesamtheitlich betrachten - und darf nicht in einzelnen Produktblöcken hängenbleiben." Roland Haslauer ist eigentlich Unternehmensberater. Und "Wirtschaftsberater stellen von vornherein gleich andere Fragen. Sie sehen ein Ziel und überlegen: Was bringt es dem Anwender, wenn mehrere Faktoren gleichzeitig verändert werden."

Konkret heißt das: Haslauer wollte als Geschäftsführer der GFB-Partner Unternehmensberatung nicht nur eine Photovoltaikanlage aufs Dach schrauben und dann schauen, was die "einspielt". Und er wollte auch nicht einfach ein Elektroauto teuer kaufen, um ein etwas besseres Gewissen zu haben. "Unser Ziel war es, unser Büroobjekt und die Mobilität des Unternehmens ganzheitlich umzustellen."

Sonnenkraftwerk auf der Tennishalle

Das heißt: den Gesamtenergieverbrauch drastisch reduzieren - mit thermischer Sanierung und Stromsparmaßnahmen. Gleichzeitig wird seit 2008 eine Photovoltaikanlage nach der anderen installiert - auf den Dächern der benachbarten Tennishalle. Der hier erzeugte Strom aber wird tunlichst nicht verkauft - sondern im eigenen Betrieb verwendet. Oder es werden damit die E-Roller und Elektroautos aufgeladen.

Heuer produzierte der Betrieb bereits 93 Prozent seines Strombedarfs selbst - 2014 werden es 100 Prozent sein. Zuerst war die mobile Flotte mit sechs Fahrzeugen das "Zwischenlager" der solar erzeugten Energie. Für die 100-prozentige Eigenversorgung wurde aber noch ein 100-Kilowatt-Lithium-Eisenphosphat-Großspeicher errichtet - der nun bipolar sowohl das Haus aus auch die Fahrzeuge versorgen kann.

Killerargumente ausgeräumt

Bei diesem Prozess gelang es auch, ein Killerargument nach dem anderen auszuräumen. E-Autos seien zu teuer? Das Tochterunternehmen sol:ution kaufte eine Lkw-Ladung Stadtflitzer und baute sie mithilfe von Partnerunternehmen zu Elektromobilen um. So gelang es, die Anschaffungskosten pro Auto unter 20.000 Euro zu bringen. Auch eine Kleinserie E-Roller wurde bereits produziert.

Die Batterien geben zu schnell ihren Geist auf? Dann wird ihre Lebenszeit einfach verlängert: Der Akkupack der Fahrzeuge wird ausgebaut und für das Gebäude als Pufferspeicher weiterverwendet - denn da braucht man nicht derartige Hochleistungsbatterien wie für das Auto. Schon beträgt die Lebenszeit nicht mehr zwei, drei Jahre - sondern bis zu 20. Und das wird in die Berechnung der Gesamtwirtschaftlichkeit gleich aufgenommen.

Neue Hochleistungsladestation

Die Ladezeiten sind zu lange? sol:ution errichtete eine neue Hochleistungsladestation und zeigt damit, dass das Stromtanken um 90 Prozent der bisher benötigten Zeit reduziert werden kann.

Da zeigt sich auch, dass ein herkömmliches Kfz 8000 Euro pro 20.000 Kilometer braucht - und dass man diese Kosten um drei Viertel auf rund 2000 Euro reduzieren kann. Der eigentliche Punkt ist aber, dass die GFB-Unternehmensberatung sämtliche Daten präzise erhebt und die komplette Wertschöpfungskette durchrechnet - vom eingesparten Ölimport über die eigene PV-Anlage bis hin zum geringeren Verschleiß in Elektromotoren. Und siehe da: Am Ende stellt sich heraus, "dass wir bei den Erzeugungskosten für eine Kilowattstunde Solarstrom schon unter zehn Cent liegen", berichtet Haslauer. Und da braucht er keine Förderung mehr.

Unangenehm für die Großen

"Was wir tun, ist sehr unangenehm für große Institutionen - weil sie nach und nach überflüssig werden", lächelt Haslauer. Ein Salzachkraftwerk kostet etwa 70 Millionen Euro. "Aber dieses Geschäftsmodell ist hinfällig, wenn der Strombedarf mehr und mehr dezentral abgedeckt werden kann." Daher würden auch beispielsweise die großen Energieversorger meist gleich reagieren: "Zuerst einmal mit einer Blockade - aber wenn eine kritische Masse von Anwendern trotzdem erreicht wird, versuchen sie zu kooperieren."

Wichtig seien gute Vorbilder: "Wir sprechen daher gezielt jene Aktionsplattform an, die relativ frei agieren kann - und das sind die Unternehmen. Also haben wir bereits für 40 Leitbetriebe solare Objekt- und Mobilitätslösungen entwickelt." Und auch hier gilt: "Wir verkaufen keine einzelnen Teile, sondern die gesamte Wertschöpfungskette. So wird etwa bei dem Salzburger Unternehmen Leube Zement Elektromobilität mit Wasserkraft kombiniert - und über fünf Ladestationen "Hydromobilität" angeboten.

Energieautarke Holzbaufirma

Auf den Dächern eines Holzbauunternehmens in Lofer wurde wiederum gemeinsam mit dem Unternehmen Sonnenenergie Lofer und dessen Partnern Holzbau Meiberger, Heizwerk Lofer und Rier Entsorgung eine der größten PV-Aufdachanlagen des Landes installiert - die den Standort energieautark machte und gleichzeitig Strom für ein solares Mobilitätskonzept liefert.

"Wir haben kein Energieproblem", fasst Haslauer zusammen. "Wir sind nur zu träge im Kopf und glauben: Ich brauche jemanden, der mich versorgt." Und wenn die Industrie keine E-Roller liefert und 95 Prozent aus Asien importiert werden - "dann müssen wir's einfach selber machen". Oder anders formuliert: "Wollen wir alles ausgliedern und nichts mehr produzieren - oder schalten wir selbst unser Hirn ein und werden selbst aktiv? Schauen wir zu, wie durch Autohersteller und Ölpoduzenten Kaufkraft abgezogen wird - oder halte ich unser Geld mit intelligenten Lösungen im Land?" Und da "geht es dann nicht mehr um die Umwelt - sondern um unsere Familien und unsere Freiheit". (Roman David-Freihsl, DER STANDARD, November 2013)