Minderheitsregierungen funktionieren in anderen europäischen Staaten ganz gut. Eines Tages mag es auch in Österreich das richtige Modell zum Regieren sein - aber sicherlich nicht jetzt.

Das liegt an der Arithmetik der Sitzverteilung. Nehmen wir eine rot-grüne Minderheitsregierung an. Die braucht für eine Mehrheit im Nationalrat entweder die Unterstützung von Team Stronach und Neos - eine schwierige Kombination. Oder sie muss sich einer aggressiv-populistischen FPÖ ausliefern - ein Albtraum. Sonst geht es nur mit der ÖVP. Dann aber könnte man gleich mit ihr koalieren.

Das Gleiche gilt, wenn die ÖVP ein Kabinett mit einer oder zwei kleinen Parteien formen will. Sie muss sich dann bei der parlamentarischen Mehrheitssuche zwischen SPÖ und FPÖ entscheiden. Die schlimmste Variante der Minderheitsregierung wäre eine Neuauflage von Schwarz-Blau, die im Nationalrat von Frank Stronach gestützt wird.

Wie immer man es dreht und wendet: Der Versuch, eine Alternative zur abgenutzten rot-schwarzen Koalition zu finden, würde darauf hinauslaufen, dass Heinz-Christian Strache eine schwache Regierung vor sich hertreiben kann.

Deshalb gibt es keine Alternative zu einem neuerlichen Regierungsbündnis zwischen den beiden immer noch größten Parteien, mit all den lahmen Kompromissen, mit denen dieses Land seit Jahren lebt. Natürlich wünschen sich viele eine neue Form des Regierens. Aber eine Minderheits- oder Expertenregierung führte bloß ins Chaos. (Eric Frey, DER STANDARD, 25.11.2013)