Wien/Brüssel - Acht Monate nach dem Untergang der "Tricolor" im Ärmelkanal wurde der erste Teil des Frachtschiffs gehoben.

Mit Hilfe von Schwimmkränen wurde der rund 3.000 Tonnen schwere und 30 Meter lange Schiffsteil am Wochenende vom Meeresgrund geholt. Das Bergungsteam sprach vom wahrscheinlich schwierigsten Schritt der Aktion. Zuvor war die "Tricolor" in neun Stücke zersägt worden.

High-Tech Geräte

Die Bergung der Tricolor stellt an die beteiligten Firmen hohen Anspruch. Nur eine 100-Meter-mit Diamanten besetzte Säge kann den gesunkenen Luxus-Autofrachter zerteilen. Wie bei der Kursk wird der Rumpf zersägt. Das "Sägeblatt" - eine Spezialanfertigung - ist eine sieben Tonnen schwere und je nach Sektion zwischen 60 und 100 Meter lange Kette, erläutert der deutsche Hersteller, Durum Verschleißschutz GmbH.

Synthetische und natürliche Diamanten Das Unternehmen beschäftigt sich u.a. mit der Frage, wie und ob man Diamanten auf einen anderen Gegenstand aufschweißen kann. Statt diesem härtesten bekannten Werkstoff, der eine Härte von zehn Mohs hat, wurde früher Wolframkarbid verwendet, das in der Härteskala "Mohs" bei 9,6 liegt. Mittlerweile werden von Durum aber auch synthetische und natürliche Diamanten verschiedener Größe verarbeitet. Bereits bei der Kursk kam diese Technik zum Einsatz.

Für den Laien unvorstellbar können Diamanten problemlos im autogenen Schweißverfahren fest mit einem Untergrund verbunden werden. Elektrisch schweißen klappt hingegen nicht, die Edelsteine lösen sich auf. Für hoch verschleißfeste und extrem schneidfähige Beschichtung werden zusätzlich spezielle Wolframkarbide verarbeitet.

Sägeleistung

Für Schiffbleche muss neben der Schneid-Sägeleistung auch auf die Matrix, den Untergrund, geachtet werden. Bei der Säge für die Tricolor wurden nickelhaltige Materialien verwendet. Beim ersten Schnitt am 31. Juli wurden total 30 Meter gesägt. Dabei ging es durch den Maschinenraum und durch die enorm große Antriebswelle des Frachtschiffes.

Bei der Kursk wurden lag laut Durum die Schnittlänge bei 18 Metern. Allerdings waren die Bedingungen anders: Die Hülle des U-Bootes war mit einer dicken gummiartigen Schicht überzogen. Darunter befand sich die erste Hülle aus einem hoch festen, nicht magnetischen Stahl. Dann kam die innere Hülle. Dazwischen befand sich auch noch die Ankerkette. (APA)