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Cesare Previti, Hauptakteur im "größten Korruptionsfall in der Geschichte der italienischen Republik".

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Berlusconi ist bis auf weiteres aus dem Schneider. Er hat sich ein Immunitätsgesetz maßgeschneidert

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"Ein gigantisches, vernichtendes Korruptionssystem, das in der Geschichte Italiens und vielleicht sogar weltweit nichts Gleichwertiges kennt."

So beschreibt das Mailänder Gericht, das vor drei Monaten Berlusconi-Intimus Cesare Previti zu elf Jahren Haft verurteilt hat, die Schmiergeldaffären der Achtziger- und frühen Neunzigerjahre in Italien. Auf 536 Seiten liefern die Richter am Donnerstag in der Urteilsbegründung Einblicke in Ausmaß und Methoden massiver Korruption. Der langjährige Berlusconi-Anwalt, Lobbyist und Exverteidigungsminister Cesare Previti habe die "Bestechung zum Lebensinhalt" gemacht.

Mit Kontoauszügen ausländischer Banken, abgehörten Telefonaten und Zeugenaussagen belegt das Gericht den Fluss enormer Schmiergelder von Schwarzkonten des Berlusconi-Konzerns Fininvest auf Bankkonten römischer Richter, die über den Verkauf des Verlags Mondadori und weiterer Unternehmen an den Medienzar zu befinden hatten.

Die ausführliche Urteilsbegründung wirft ein schiefes Licht auf Ministerpräsident Silvio Berlusconi, der sich durch ein maßgeschneidertes Immunitätsgesetz vor einer Verurteilung in Mailand retten konnte. Der Medienunternehmer habe es versäumt, vor Gericht die finanziellen Transaktionen zwischen dem Fininvest-Konzern und Previti zu klären. Die Urteilsbegründung hat die Polemiken der regierenden Rechtskoalition gegen die Justiz erneut angeheizt. Cesare Previti sprach von einem "bereits vorgefertigten Urteil". Die Anwälte Previtis haben bereits Berufung angekündigt. (DER STANDARD, Print-Ausgabe vom 8.8.2003)