Palästinenserpräsident Yassir Arafat bezeichnete die Haftentlassung als "Täuschung", weil die meisten der von Israel ausgewählten Gefangenen ihre Freiheitsstrafe nahezu abgesessen hätten. Nach Angaben der Tageszeitung Ha'aretz hat Israel seit der von Hamas und Islamischer Djihad erklärten Waffenruhe im Juni bereits 320 Palästinenser festgenommen.
Die palästinensische Führung hat aus Verärgerung ein Treffen von Premier Mahmud Abbas mit Sharon absagen lassen. Zuvor hatte Israel angekündigt, vorerst keine weiteren Truppen aus den palästinensischen Städten abzuziehen. Grund war der Überfall militanter Palästinenser auf eine jüdische Familie bei Bethlehem am Sonntagabend.
Im internationalen Friedensfahrplan (Roadmap) wird die Häftlingsfrage nicht angesprochen, nach Ansicht der palästinensischen Führung könnte Israel aber mindestens 3000 dieser Gefangenen entlassen, ohne eine Gefährdung der inneren Sicherheit befürchten zu müssen. An Kontrollpunkten im Westjordanland und Gazastreifen trafen Mittwochmittag die ersten Busse mit Gefangenen ein. Die Häftlinge hatten vor ihrer Entlassung eine Erklärung unterschreiben müssen, in der sie sich zum verpflichteten.
Sanktion erwogen
Das Weiße Haus hat die Diskussion über eine mögliche Aussetzung von Krediten für Israel wegen des Sperrwalls im Westjordanland als "verfrüht" zurückgewiesen. In der Frage sei noch keine Entscheidung getroffen worden, betonte Sprecher Scott McClellan am Dienstag in Crawford in Texas, wo US-Präsident George W. Bush derzeit seine Ferien verbringt. US-Außenamtssprecher Philip Reeker bestätigte unterdessen, dass die US-Regierung das Festhalten Israels am Bau der umstrittenen Sperrmauer mit finanziellen Sanktionen beantworten könnte. Die New York Times schrieb, Washington erwäge eine Kürzung der Israelhilfe, um die Regierung von Premierminister Sharon zum Stopp des Baus der Sperranlage in den besetzten Palästinensergebieten zu bringen. Sharon hatte bei seinem jüngsten Besuch in Washington in der vergangenen Woche trotz US-Kritik erklärt, er werde an dem Bau festhalten.
"Nichts verziehen"