Grafik: Standard
Bei einem Überfall auf das Dorf Nyanda im Nordosten der Demokratischen Republik Kongo sind mindestens zehn Menschen ermordet worden. Soldaten der Internationalen Friedenstruppe Eufor fanden zehn Tote, die regelrecht hingerichtet worden waren. Die meisten der Toten waren Frauen und Kinder. Überlebende Dorfbewohner erklärten, die Angreifer gehörten dem Volk der Lendu an, ihre Opfer der Hema-Minderheit.

Um fünf Uhr früh eröffneten die von zwei Seiten angreifenden Lendus am Dienstag das Feuer auf das Dorf. Verwundete wurden mit Macheten getötet. Eine Hubschrauberpatrouille der europäischen Mission Eufor in Bunia bemerkte den Überfall auf dem Rückflug zu ihrer Basis. Bis sie nach dem Auftanken wieder vor Ort waren, waren die Lendus weg, 20 Hütten niedergebrannt und 250 Rinder gestohlen.

Der Ort liegt in einem mit Fahrzeugen nicht erreichbaren Kessel im von den Hema kontrollierten Gebiet. Nur fünf Kilometer weiter nördlich verläuft, so der verantwortliche Offizier vor Ort, die Grenze zum Einflussgebiet der Lendus. Von dort wurde die Attacke gestartet.

Versteck im Busch

Einige der geflohenen Dorfbewohner begleiteten die Eufor-Truppen zurück nach Nyanda, der Großteil fühlt sich dort aber nicht mehr sicher. Die Leute drängten sich vier Kilometer vor dem Ort an einem Eufor-Sicherungsposten. "In Nyanda sind wir nicht sicher, sobald die Truppen den Ort wieder verlassen haben", erklärte ein Bauer. Die Hauptstadt Bunia scheide als Alternative ebenfalls aus, da es "dort für uns nichts zu essen gibt. Wir müssen uns im Busch verstecken."

In Ituri kämpfen momentan fünf bewaffnete Milizen. Hemas, Lendus und andere Volksgruppen versuchen, ihren Einflussbereich auszudehnen. Neben Gold, Diamanten, Coltan und Öl geht es in Ituri auch um politischen Einfluss auf die zukünftige Regierung des Kongo.

Diese Faktoren führten zu einer komplexen Situation in dem Distrikt, der in etwa die Größe Österreichs und mehr als vier Millionen Einwohner hat. Die Lage ist durch ständig wechselnde Koalitionen und permanenten Streit innerhalb der Parteien gekennzeichnet.

Seit 1999 fielen in dem Distrikt 55.000 Menschen den Kämpfen zum Opfer. Anfang Juni dieses Jahres wurde Eufor in Bunia installiert, um mit knapp über 1000 Mann die bis dahin heftig umkämpfte Hauptstadt zu sichern. Das UN-Mandat der Mission läuft bis 1. September.

In dieser Zeit wird die im Kongo stationierte UN-Truppe (Monuc) durch die Eufor verstärkt. Bisher verlief Operation Artemis, so der Codename der Mission, an der auch zwei österreichische Offiziere vor Ort beteiligt sind, sehr erfolgreich. Die von Eufor kontrollierte Hauptstadt Bunia ist weitgehend friedlich. (DER STANDARD, Printausgabe, 7.8.2003)