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Der Voestalpine-Chef Struzl will nicht aufgeben

Foto: APA/Schneider
Wien – Der durch private Aktiengeschäfte unter Beschuss geratene Voestalpine-Chef Franz Struzl kommt vor der außerordentlichen Aufsichtsratssitzung am Freitag unter wachsenden Druck, im Interesse des Stahlkonzerns freiwillig den Rücktritt anzubieten. Das würde der Verstaatlichtenholding von der unangenehmen Entscheidung befreien, den zwar unbescholtenen, aber unter enormen öffentlichen Druck stehenden 61-Jährigen bestätigen oder abberufen zu müssen, heißt es in ÖIAG-Kreisen. Auch der in Russland weilende Voest-Aufsichtsratspräsident Rudolf Streicher könne sich mit der ÖIAG-Linie anfreunde. Zwar würden die bekannten Rechtsfakten über Struzls umstrittenen Erwerb von VAE-Aktien vor einem Jahr für den Stahlmanager, doch sei ein Wechsel an der Spitze, etwa zu Wolfgang Eder, besser für den Konzern.

Im Voest-Vorstand stehen die Kollegen zwar zu Struzl, doch wachse auch dort die Angst, mit einem angeschlagenen Chef in der kommenden Privatisierung auf Roadshows gehen zu müssen.

Struzl: Rücktritt nicht notwendig

Struzl selbst wehrt sich gegen die Rücktrittsforderungen. Er habe sich nichts zu schulden kommen lassen, sagte sein Anwalt Christian Hausmaninger. Struzl sei weder angeklagt noch verurteilt worden und habe die Sache von sich aus bereinigt, ein Rücktritt sei nicht notwendig. Wenn Struzl nicht von sich aus geht, wird ihm der Aufsichtsrat am Freitag mit großer Wahrscheinlichkeit das Vertrauen aussprechen, um ihm die Möglichkeit zu geben, die Affäre endgültig beizulegen oder den Zeitpunkt des Abschiedes selbst zu wählen.

Auch die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat dürften den bei ihnen ziemlich beliebten Vorstandschef die Stange halten. In Konzernkreisen wird außerdem hinter den Indiskretionen und vor allem den Verletzungen der Amtsverschwiegenheit durch die Staatsanwaltschaft eine Regierungskampagne gegen einen SP-nahen Manager vermutet, mit dem ein Hindernis für den Verkauf an Magna oder andere befreundete Investoren aus dem Weg geräumt werden soll. Diese Spekulationen sprechen derzeit gegen einen raschen Rückzug. (ung/ef, Der Standard, Printausgabe, 07.08.2003)