Los Angeles - Bei den historisch ersten Wahlen über die Abberufung ("Recall") des Gouverneurs in Kalifornien droht ein Wahlchaos: Mehr als 300 Kandidaten haben Schritte für eine Bewerbung unternommen, die Wahlmaschinen sind in vielen Sprengeln nicht bereit, die Zeit zur Vorbereitung zu kurz, der Wahlzettel mit den Kandidaten viel zu lang, fürchten Kommentatoren.

Eine Kolumnistin der "Los Angeles Times" ist nun an Ex-Präsident Jimmy Carter herangetreten, ob er nicht als Wahl-Beobachter Hilfe leisten könne. Schließlich hätten dieses Ansuchen auch 23 Länder in Not bereits an Carter gerichtet, auch das Debakel bei der US-Präsidentenwahl 2000 in Florida sei noch in guter Erinnerung. In Kalifornien gebe es nicht nur die Kleidermarke "Banana Republic", sondern zunehmend auch das Verhalten einer solchen, schreibt Patt Morrison.

Zwei Fragen an Wähler

Möglicherweise werde der nächste Gouverneur Kaliforniens ein Mann, dessen größtes Verdienst die Perfektionierung von Auto-Alarmanlagen sei, warnte sie vor dem Republikaner Darrell Issa. Den größten Coup habe aber der demokratische Gouverneur Gray Davis gelandet, der beim kalifornischen Höchstgericht erzwingen wolle, dass sein Name auch unter seinen möglichen Nachfolgekandidaten aufscheinen dürfe. Davis wolle damit seine Chancen wahren, im Fall einer Abberufung gleichzeitig wieder zum Gouverneur gewählt zu werden. Den Wählern werden bei der Abstimmung nämlich zwei Fragen gestellt. Die erste ist, ob sie Davis aus dem Amt entfernen wollen. Zweitens können die Wähler entscheiden, wer Davis nachfolgen soll.

Carter habe das Ersuchen einer Wahlbeobachtung übrigens abgelehnt: Als ehemaliger demokratischer Präsident könnte seine Unabhängigkeit in Frage gestellt werden. Die Abstimmung war durch ein vor allem von den oppositionellen Republikanern getragenes Volksbegehren zu Stande gekommen. Davis war erst im November 2002 zum kalifornischen Gouverneur gewählt worden. Damals rang er den republikanischen Bewerber Bill Simon knapp nieder.(APA)