Die Demokratische Partei in den USA hat eine lange, unerquickliche Durststrecke hinter sich. 2001 wurde ihr Kandidat Al Gore in einem dubiosen Wahlkampffinale von George W. Bush aus dem Präsidentschaftsrennen geworfen. Danach spielte die Tragödie des 11. September 2001 den Republikanern monatelang in die Hand. Es erlaubte der Bush-Regierung, die Demokraten in eine erstickende staatspolitische Geiselhaft zu nehmen und jede Kritik an ihr als tendenziell unpatriotisch erscheinen zu lassen. Dritter Schlag: Bei den Mid-Term-Wahlen 2002 nahmen die Republikaner den Demokraten in beiden Häusern des Kongresses die Mehrheit ab.

Kein Wunder also, dass die demokratische Abneigung gegen die amtierende Regierung erheblich ist. Laut einem Bericht der New York Times vom Wochenende sind heute noch 38 Prozent der Demokraten der Ansicht, dass sich Bush sein Amt erschlichen habe. Dabei ist es gar nicht einmal die Person Bush selbst, die die Werte auf dem demokratischen Hass-O-Meter in die rote Zone treibt, sondern die ultrakonservative gesellschaftspolitische Ausrichtung, für die Bush und seine Regierung stehen.

Bleibt die Frage, wie sich diese politpsychologische Großwetterlage auf das Verhalten jener Wähler auswirken wird, die im nächsten Jahr in den Vorwahlen über den Herausforderer von Bush zu entscheiden haben. Durchaus denkbar, dass der Zeitgeist einem Kandidaten wie Howard Dean, der sich kantig gegen den Irakkrieg positioniert hat, mehr entgegenkommt als etwa Gores ehemaligem "Running Mate" Joe Lieberman, der einen viel weniger angriffigen Kurs fährt. Sicher ist nur eines: Den Demokraten wird jeder Kandidat, ob nun gemäßigt oder mehr "links", willkommen sein, wenn er nur realistische Chancen hat, den verpönten Bush aus dem Sattel zu heben. (DER STANDARD, Printausgabe, 6.8.2003)