Das Logbuch des Terrorismus ist wieder um einen Eintrag länger. Der Bombenanschlag auf das Marriott-Hotel in Indonesiens Hauptstadt Jakarta steht in gerader Linie zu 9/11 und bestätigt nur, dass sich das Operationsfeld der Terroristen seit dem September 2001 auf "weiche" Ziele und schwer abzuschottende Regionen verlagert hat - nach Afrika und Südasien. Ganz genau wie in den Wochen vor dem Anschlag in Bali im Oktober vergangenen Jahres rechneten Indonesiens Behörden auch dieses Mal mit einem Terrorakt und konnten ihn doch nicht verhindern. Für die Regierung in Jakarta muss das eine frustrierende Erkenntnis sein, dennoch ist seit Bali nichts mehr wie vorher auf dem Archipel.

Die neuen Sicherheitskontrollen in den Urlauberorten und in der Elf-Millionen-Hauptstadt mögen immer noch recht unterschiedlich sein - die großen Einkaufszentren in Jakarta kann man unbehelligt betreten, an den Auffahrten zu den großen Hotels suchen dagegen Polizisten die ankommenden Fahrzeuge systematisch nach Sprengstoff ab; gegen einen Anschlag vor dem Eingang eines Hotels sind sie dennoch machtlos. Entscheidend ist jedoch, dass es mit der Nachsicht der Politiker gegenüber den muslimischen Extremisten im Land vorbei ist. Vizepräsident Hamza Haz hatte sich vergangenes Jahr noch am Krankenbett des mutmaßlichen Terroristenführers Ba'asyir fotografieren lassen. Heute schweigt er zumindest, während der starke Mann im Kabinett, Sicherheitsminister Yudhoyono, die Kooperation mit dem australischen Geheimdienst vorantreibt.

Die Zerstörung eines Teils der Terrororganisation Jemaah Islamiyah in Indonesien war auf diese Weise möglich. Spektakuläre Bombenfunde auf der Hauptinsel Java in den vergangenen Wochen lassen ahnen, was geschehen wäre, hätte die Regierung nicht ihre Haltung zur Terrorfrage geändert. Für die Opfer des Marriott-Anschlags ist das freilich kein Trost. (DER STANDARD, Printausgabe, 6.8.2003)