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Mahnerin für mehr umweltpolitisches Verantwortungsbewusstsein: Helga Kromp-Kolb.

Foto: APA/Alfred Leitgeb

Wien/Warschau - Um dem Klimawandel effektiv entgegenzuwirken, ist laut der Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb eine tief greifende Veränderung des Wirtschaftssystems erforderlich. "Wenn die Anreize so gesetzt sind, dass nur Geld, Prestige und Macht zählen, dann brauchen wir uns nicht wundern, wenn Natur und Menschen ausgebeutet werden", so die Wiener Meteorologin.

Die Klimafrage spiele in Österreich in den derzeitigen Regierungsverhandlungen keine prominente Rolle, wodurch das Land in der EU weiter Schlusslicht bleibe: "Wir werden nicht von unseren CO2-Emissionen herunterkommen, wenn das nicht ein gemeinsames Ziel der gesamten Bundesregierung ist", so die Expertin.

Bevölkerung als Hoffnungsträger

"Völlig unverständlich" sei dieser politische Kurs besonders angesichts gegenläufiger Trends in der Gesellschaft. Österreich habe eine "extrem umweltbewusste Bevölkerung" und längst würden auf kommunaler und regionaler Ebene viele Initiativen nicht nur CO2-Einsparungen mit technologischen Maßnahmen forcieren, sondern auch den Lebensstil und die Werte hinterfragen, wobei Kromp-Kolb die GEA-Betriebe oder die Zotter Schokoladen Manufaktur als Beispiele anführte: Primäres Ziel sei hier das erfüllte Leben für eine Region oder Menschengruppe, und nicht mehr, möglichst viel zu verdienen.

Von der Weltklimakonferenz, die derzeit in Warschau tagt, erwartet sich die Klimaforscherin nicht viel, sei sie doch auch angesichts der niedrigen Klimaschutz-Ambitionen des Gastgeberlandes "nicht der Ort, wo große Revolutionen passieren". Wenigstens die Hausaufgaben sollten die Teilnehmer jedoch erledigen, konkret die Erstellung eines "Inhaltsverzeichnisses des Klimaschutzabkommens", das bis Ende 2015 den Weg zu einem Auskommen ohne CO2-Emissionen im Jahr 2050 festlegen soll. "Problematisch" sei, dass dieses Abkommen dann erst 2020 in Kraft treten werde, "denn de facto heißt das, dass bis dahin nicht viel passiert". Eine Beschleunigung gelinge nach Ansicht Kromp-Kolbs am ehesten durch ausreichend Druck der Menschen in den einzelnen Ländern.

Extremwetter vorsichtig zu bewerten

Druck auf anderer Ebene würden jedoch jetzt schon die extremen Wetterereignisse machen, die mit dem Temperaturanstieg weltweit häufiger werden, so die Wiener Meteorologin. Der UN-Weltklimarat habe diesen Zusammenhang für den Anstieg der intensiven Atlantik-Stürme klar belegt, für Pazifik-Stürme wie den Taifun "Hayian" fehle einem derartigen Beleg noch das hinreichende Zahlenmaterial.

Das gelte auch für die starken Überflutungen und Hochwasser in Mitteleuropa: "Eindeutig" könne aus einer wärmeren Luftmasse mehr Regen auf einmal aus der Atmosphäre fallen und die Gefahr von Überschwemmungen sei mit dem Klimawandel größer, doch gebe es auch hier laut Kromp-Kolb noch keine statistischen Aussagen. (APA/red, derStandard.at, 23. 11. 2013)