Wien - Wenn schon nicht epochal, so doch ein wichtiges Zeichen nannte Hans Peter Trost, Chef des TV-Sports im ORF, Anfang Oktober des vergangenen Jahres den sogenannten Launch eines Magazins für Behindertensport auf ORF Sport +. "Ohne Grenzen", alle zwei Wochen neu von den beiden Spitzensportlern Claudia Lösch (Ski alpin) und Andreas Onea (Schwimmen) moderiert, wurde ebenso wie das Schulsportmagazin "Schule bewegt" mit Moderatorin Mirna Jukic von der Redakteurin und Sportwissenschafterin Gabriele Jahn konzipiert.

Ihre Babys nannte Jahn die beiden Sendungen. Beide Kinder waren dennoch eher ungeplant, entstanden durch die - tatsächlich - epochalen Erfolge österreichischer Sportler bei den Paralympics in London einerseits und durch die - oft weniger brillant geführte - Debatte über die tägliche Turnstunde andererseits.

Nach derzeitigem Stand werden Jahn die Babys mit Jahresende abgenommen. "Zumindest ist mir derzeit nichts Gegenteiliges bekannt", sagt sie. Tatsächlich war von drastischen Einsparungen bei ORF Sport+die Rede, von "um nahezu 70 Prozent", wie Trost den Sportverbänden mitteilte.

Dieser drastische Schnitt, nur ein kleiner Teil eines als unbedingt notwendig dargestellten ORF-Sparpaketes, sollte die Gebührenrefundierung tatsächlich auslaufen, wurde erst jüngst auf Mitte nächsten Jahres verschoben. Jahn ist nicht sicher, ob sie sich darüber freuen soll. "Mein Auftrag gilt bis Jahresende. Sollte es dann plötzlich weitergehen, müsste ich eigentlich ablehnen, weil solche Sendungen natürlich eine Vorbereitungszeit brauchen."

Die betroffenen Sportler, nicht nur Lösch und Onea, die für ihre Tätigkeit kaum der Rede werte Aufwandsentschädigungen erhalten, hat schon die Ankündigung der Einstellung schwer getroffen. Schließlich ist "Ohne Grenzen", das einzige derartige Magazin in Europa, für Behindertensportler die erste Möglichkeit über die alle zwei Jahre stattfindenden Paralympics (Winter und Sommer) hinaus, sich zu präsentieren und also auch für Sponsoren interessant zu werden. Dass es auch Live-Einstiege bei Großveranstaltungen künftig nicht mehr spielen soll, verschärft die Situation zusätzlich. Die Paralympics im Februar 2014 in Sotschi fertigt der ORF in halbstündigen Zusammenfassungen ab - zeitversetzt um einen Tag.

Das dürfte weit weniger Zuseher anlocken als "Ohne Grenzen", das Experten mit allen Wiederholungen auf 30.000 Zuseher pro Folge schätzen. Einschaltziffern werden ebenso nicht veröffentlicht wie die tatsächlichen Kosten des Magazins. Trost sprach von 250.000 bis 300.000 Euro pro Jahr - damals, als die Jahn'schen Babys als wichtiges Zeichen galten. (Sigi Lützow, DER STANDARD, 23./24.11.2013)