"Sehr geehrter Herr Rauscher! Ich bin AHS-Lehrer in meinem zweiten Dienstjahr an einem Wiener Gymnasium und seit Studentenjahren treuer Leser des Standard ... dass eine Gewerkschaft einem Dienstrecht, das im Endeffekt nichts anderes als ein schlecht getarntes Sparkpaket ist, nicht zustimmen kann und darf, muss auch jenen klar sein, die der Gewerkschaft oder gar dem gesamten Berufsstand der LehrerInnen kritisch gegenüberstehen. Der Großteil der Lehrerschaft hätte nichts dagegen einzuwenden, mehr Zeit in der Schule zu verbringen (angemessene Arbeitsplätze vorausgesetzt; 0,5 m² sind nicht angemessen) und auch mit in Maßen erhöhter Arbeitszeit könnte man sich abfinden (Unterstützungspersonal für administrative Tätigkeiten ist jedoch unbedingt nötig). Dass aber erstens der Bachelor nun berechtigen soll, in jeder Schulform zu unterrichten, wäre ein unglaublicher Rückschritt. Vielmehr sollte ein Masterabschluss für alle LehrerInnen (also auch in der Pflichtschule) Standard sein. Zweitens ist offenbar vorgesehen, dass jeder Lehrer in jedem Fach eingesetzt werden soll. Ich möchte meinen SchülerInnen nicht zumuten, sie in Chemie oder Biologie zu unterrichten!" Mag. Georg B.

"Sehr geehrter Herr Magister - Inhaltliches, wie Sie es ansprechen, steht nicht im Vordergrund der Äußerungen der Gewerkschaft. Mir ist es nicht gelungen, durch Archivsuche eine Pressekonferenz innerhalb der letzten zwölf Monate zu finden, wo die Gewerkschaften oder die GÖD der Öffentlichkeit umfassend und durchargumentiert über die nicht-materiellen Auswirkungen des neuen Dienstrechtes informiert hätte. So will die Gewerkschaft um Verständnis in der Öffentlichkeit werben?

Außerdem vergisst die Gewerkschaft das Umfeld. Der Vorwurf, das neue Dienstrecht sei ein verkapptes Sparprogramm der Regierung, ist keiner. Im öffentlichen Dienst muss gespart werden, sonst wird das System unfinanzierbar. Arbeitsplatzsicherheit und großzügige Freizeitregelung muss auch etwas wert sein. Was bei den Lehrern angeblich der Fall sein wird, ist im ungeschützten Sektor längst gang und gäbe. Sparprogramme sind in allen Branchen - auch bei den Medien - an der Tagesordnung." H.R.

"Vielen Dank für Ihre Antwort. Ehrlich gesagt hätte ich nicht gedacht, eine Rückmeldung zu bekommen. Im Endeffekt muss ich Ihnen (leider) zu Ihren Aussagen gegenüber der Gewerkschaft zu einem guten Teil Recht geben. Ein Punkt, der meiner Meinung nach aber wesentliche in der Debatte, der jedoch vermutlich wirklich von keiner Verhandlungsseite ausreichend thematisiert wird, geht aber bei Ihrer Kritik an der Gewerkschaft unter. Eine durch das Sparpaket Dienstrecht nicht wegzudiskutierende Verschlechterung des Bildungssystems an sich.

Mit Ihrem Verweis auf die Privatwirtschaft treffen Sie aber natürlich einen Punkt, den man nicht leicht widerlegen kann. Dagegenhalten möchte ich jedoch zumindest, dass ein Vergleich des Bildungssystems mit dem freien Markt nicht ungefährlich werden könnte. Eine Privatisierung der Bildung kann man wohl nicht wirklich anstreben wollen." Mag. Georg B. (HANS RAUSCHER, DER STANDARD, 23.11.2013)