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Mit dem MRT lässt sich die systolische Rechtsventrikelfunktion beurteilen.

Foto: AP/Norbert Millauer

Innsbruck – Immer weniger Menschen in Österreich sterben an einem Herzinfarkt. Im Gegenzug dazu steigt die Zahl der Menschen, die an einer Herzinsuffizienz erkranken kontinuierlich an. Weniger bekannte und vernachlässigte Aspekte im Zusammenhang mit der Herzschwäche sind zentrale Themen einer Medizintagung in Innsbruck am 23. November 2013.

"Wir widmen uns besonders den kardiologischen Sorgenkindern", so Gerhard Pölzl von, der Universitätsklinik für Innere Medizin III der Medizinischen Universität Innsbruck. Die Rolle der rechten Herzkammer für die Leistungsfähigkeit des Herzens, aber auch im Zusammenhang mit verschiedenen schwerwiegenden Herzerkrankungen, wurde in der Kardiologie lange Zeit stiefmütterlich behandelt. Zum einen, weil der rechte Ventrikel schwieriger zu untersuchen und zu beurteilen ist, und weil davon ausgegangen wurde, dass die Funktionsfähigkeit der linken Herzkammer entscheidend für die gesamt Herzleistung sei. Zu Unrecht, wie sich inzwischen herausgestellt hat. Denn es gibt immer mehr Hinweise darauf, dass das Rechtsherz eine wesentlich größere Rolle spielt.

Rechtsherzschwäche als Prognosefaktor

Neu ist die Erkenntnis, dass Menschen mit einer dilatativen Kardiomyopathie (Erweiterung der Herzhöhlen verbunden mit Einschränkung der Pumpfunktion, Anm.Red.), mit gleichzeitiger Einschränkung der Pumpleistung des rechten Ventrikels, bezüglich des Krankheitsverlaufs keine guten Aussichten haben. Die Schwäche der rechten Herzkammer hat sich hier als ungünstiger Prognosefaktor erwiesen.

Ein britisches Forscherteam hat Patienten mittels MRT untersucht, dem derzeitigen Goldstandard für die Beurteilung der systolischen Rechtsventrikelfunktion und Rechtsventrikelgröße. "Interessant wird es jetzt, ob die höchst aufschlussreichen Daten zur prognostischen Aussagekraft einer systolischen Rechtsherzinsuffizienz sich auch für die diastolische Herzschwäche („heart failure with preserved ejection fraction", HFpEF) bestätigen", so Julia Mascherbauer, Kardiologin an der medizinischen Universität Wien. "Unsere Gruppe untersucht genau diese Fragestellung im Moment."

Schwierige Rechtsherz-Diagnostik

Jenseits der MRT-Anwendung steht für die Diagnostik der rechten Herzkammer eine nur beschränkte Palette von Möglichkeiten zur Verfügung. Mit dem am weitesten verbreiteten bildgebenden Verfahren, der Echokardiographie, lässt sich der rechte Ventrikel oft nur eingeschränkt beurteilen, sagt Mascherbauer: "Das MRT bietet hier große Vorteile. Neben der genauen Abschätzung der Rechtsventrikelfunktion und der Rechtsventrikelgröße erlaubt es mittels neuer Methoden wie dem T1-Mapping die Messung der diffusen Myokardfibrosierung oder Vernarbung." Mit zunehmender Fibrosierung wird der linke Ventrikel steifer, wodurch der rechte Ventrikel belastet wird und es zu einer höheren Rate an Krankenhausaufnahmen und Todesfällen kommt, wie die Expertin und ihre Kollegen kürzlich in einer Studie zeigen konnten.

Eine wichtige Rolle in der Diagnostik der Rechtsventrikelfunktion spielt auch die invasive Abklärung mittels Rechtsherzkatheter. "Dieser gibt sowohl bezüglich der Druckverhältnisse und Widerstände im Lungenkreislauf als auch in Bezug auf das Herzzeitvolumens Aufschluss", sagt Mascherbauer und ergänzt: "Letztlich spiegelt diese Untersuchung die Belastungssituation des rechten Ventrikels exakt wider."

Bessere Therapien in Sicht

Häufig ist die Rechtsherzinsuffizinz die Folge einer fortgeschrittenen Linksherzinsuffizienz, einer koronarer Herzkrankheit (KHK), eines Herzinfarkts, einer Herzmuskelentzündung oder von Bluthochdruck. Eine spezielle Fragestellung, die auf der Innsbrucker Tagung diskutiert wird, ist das Auftreten von Herzinsuffizienz als Folge von isoliertem Lungenhochdruck (pulmonale Hypertonie, Anm.Red.). "Der Lungenhochdruck ist zwar zum Glück eine relativ seltene Erkrankung, aber eine sehr ernsthafte. Wird eine pulmonale Hypertonie nicht therapiert, verläuft sie immer tödlich", sagt Diana Bonderman, Kardiologin an der medizinischen Universität in Wien.

Lungenhochdruck zeichnet sich durch eine stetige Gefäßverengung und Druckerhöhung aus. Die Verengung erhöht den Durchflusswiderstand und verringert die Dehnbarkeit der Blutgefäße. So wird es für die rechte Herzhälfte immer schwerer, genügend Blut in den Lungenkreislauf zu pumpen. Das führt zunächst zu einer Vergrößerung des Herzmuskels, im Laufe der Zeit zur Rechtsherz-Insuffizienz und im schlimmsten Fall zum tödlichen Rechtsherz-Versagen. "Je später der Lungenhochdrucks erkannt wird, desto schlechter die Prognose für die Patienten", so Bonderman. "Umso bedauerlicher ist es, dass mehr als 80 Prozent der Betroffenen erst im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung zum Spezialisten kommen. Im Durchschnitt dauert es drei Jahre, und Patienten frequentieren mit ihren Beschwerden drei Ärzte, bis erstmals die richtige Diagnose gestellt wird."

Dabei stehen eine Reihe wirksamer Therapien zur Verfügung und es werden demnächst noch mehr, denn zwei neue Substanzen, Macitentan und Riociguat, sind derzeit im Zulassungsprozess. (red, derStandard.at, 22.11.2013)