Bregenz - Sagt man in Vorarlberg wohnen, meint man bauen. "Individueller Wohnraum zu leistbaren Preisen" lautet der Slogan der Landesregierung für das Wahljahr 2014. Herr und Frau Vorarlberger sollen weiter ihr Hüsle bauen können, aber billiger. Darauf einigte man sich mit den Sozialpartnern.
Entrümpelt sollen die Bauvorschriften werden, vereinfacht die Förderungsrichtlinien, kündigt Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) an. Beim Entrümpeln müsste aber der Bund mithelfen. Wenn das Österreichische Institut für Bautechnik nicht auf die 50 Vorarlberger Vorschläge zur Vereinfachung eingeht, wird man "den eigenständigen Weg gehen", kündigt Wirtschaftslandesrat Karlheinz Rüdisser (VP) an.
Die neue Wohnbauförderung ist laut Wallner "sozial". Künftig werden Menschen mit niedrigem Einkommen mehr Wohnbauförderung erhalten, Kinderbonus, Verdichtungs- und Ökobonus und die Verlängerung der Kreditlaufzeit auf 35 Jahre sollen das Bauen erschwinglich machen.
Bernd Bösch, Wirtschaftssprecher der Grünen bezweifelt, "dass sich Menschen mit niedrigem Einkommen überhaupt ein Haus leisten können". Die wahren Kostentreiber, Grundstücksspekulation und Baukosten, würden von Landesregierung und Sozialpartnern ignoriert, kritisiert Bösch. In den neuen wie in den alten Richtlinien fehle die Kostentransparenz. Bauen sei in der deutschen Nachbarschaft oder in anderen Bundesländern wesentlich billiger. "Warum das so ist, wird nicht hinterfragt", sagt Bösch.
Von den Sozialpartnern als Kostentreiber identifiziert wurden die Ökostandards. "Klimaschutz und Energieeffizienz werden zum Sündenbock", bedauert Bernd Bösch. So müssen gemeinnützige Bauten künftig nicht mehr als Passivhäuser errichtet werden. "Das schmerzt, man hätte auch andere, wirtschaftliche Lösungen finden können, sagt Adolf Groß, Leiter des Fachbereichs Energie im Landhaus. Weitere Kritikpunkte des Energieexperten: Raumplanerische Kriterien werden in der Förderung zu wenig berücksichtigt. Groß: "Eine wirkliche Kostenersparnis wäre, autofrei zu leben - dieser Diskussion weicht man aber aus."
Für alle etwas
Freuen über die neue Wohnbauförderung darf sich der Mittelstand. Die Einkommensgrenzen wurden bei Neubauförderung auf 2800 Euro netto für Einzelpersonen und 5000 Euro netto bei zwei und mehr Personen hinaufgesetzt. 2013 wurden Neubauten und Sanierungen mit 135 Millionen Euro Landgeld gefördert.
Da Baugrund in Ballungszentren unerschwinglich und rar ist, sollen gemeinnützige Wohnungen künftig verstärkt am Land gebaut werden. 500 Wohnungen pro Jahr stehen bis 2018 auf dem Plan. (Jutta Berger, DER STANDARD, 21.11.2013)