Ja, es stimmt, was der geschätzte Leser schreibt. Mit Studentinnen meine ich Studentinnen und Studenten. Das Binnen I ist hier nicht üblich, und immer Studenten und Studentinnen zu schreiben ist zu lang und hemmt den Lesefluss, also reiner Servicegedanke. Deswegen schreibe ich einmal Studentinnen, dann wieder Studenten, ganz nach Belieben. Überhaupt fühl ich mich ziemlich frei. Auch frei von Ängsten. Zum Beispiel vor gefährlichem Halbwissen fürchte ich mich gar nicht.
Ich muss gestehen, ich bin nicht einmal sicher, ob es gefährlich ist. Ich war ja immer schon eine Generalistin. Ein möglichst breit gestreutes Wissen erschien mir stets attraktiver. Und ja, natürlich soll und muss es auch Experten geben. Die neigen nur manchmal ein bisschen zur Rechthaberei und Verbissenheit. Natürlich nicht alle, das wäre eine Generalisierung. Manche von ihnen verfügen auch über die Gabe, ihr Expertenwissen allgemein verständlich zu vermitteln. Andere weniger. Da braucht es dann die Generalisten, die das können oder zumindest versuchen wollen.
Wie der Kollege Konrad Paul Liessmann in seinem Artikel "Die Aufgabe heißt: Aufklärung" so schön ausführt, bin auch ich der Meinung, dass "Wissenschaft nicht nur etwas ist, das sich in spezialisierten Journals ereignet". Ich finde es spannend, was Informatikerinnen (Sie wissen jetzt, wie ich das meine) im 5. Studiensemester zum Thema Urheberrecht und geistiges Eigentum beigebracht wird. Die meisten von ihnen schreiben gerade ihre Bachelorarbeit und werden die Universität bald verlassen, nur manche von ihnen werden ein Masterstudium anhängen.
Was ist der Wissensstand dieser jungen Menschen kurz bevor sie ins Arbeitsleben eintreten bei so allgemein gesellschaftlich relevanten Themen wie Datenschutz und Persönlichkeitsrechten? Dies aufzuzeigen, ist mein Ziel. Und zwar mit dem simplen Mittel, mich mit ihnen in die Vorlesung zu setzen. Dass dieser Wissensstand nicht der eines Experten mit abgeschlossenem Jusstudium ist, versteht sich von selbst. Darum geht es aber auch nicht.
Dafür nehme ich mir die Freiheit – und die Zeit – mich in eine Lehrveranstaltung zu setzten, die laut Curriculum für das 5. Semester vorgesehen ist, obwohl ich erst im 3. Semester bin. Quasi Anarchie! Und aus aktuellem Anlass stelle ich (mir) die Frage: Was macht einen guten Lehrer aus? (es wird Sie jetzt nicht mehr überraschen, dass ich damit auch Lehrerin meine). Dies betrifft ja nicht nur die Volks- und Mittelschulen, Gymnasien oder wie sie alle heißen, sondern auch die Universitäten.
Ein guter Lehrer ist, wer manchmal Schwedenbomben mitbringt. Der seine Studentinnen zum Lachen bringt. Der ernsthaft interessiert ist an den Meinungen seiner Schüler und dies auch zeigt. Zum Beispiel, indem er sie auffordert, ihm themenrelevante Dinge, die ihnen in ihrem Alltag auffallen, zur Kenntnis zu bringen. Ganz formlos per E-Mail. In der nächsten Vorlesung geht er verlässlich darauf ein. Das ist ein guter Lehrer. (Tanja Paar, derStandard.at, 21.11.2013)