Mit openSUSE 13.1 gibt es nun die neueste Version der Linux-Distribution.

Screenshot: Andreas Proschofsky / derStandard.at

Eine klassische Stärke ist der sehr einfache aber auch flexible Installationsvorgang.

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Der KDE-Desktop ist in der Version 4.11 enthalten, die mittlerweile sehr ausgereift wirkt.

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Lediglich der noch nicht vollständig vollzogene Wechsel auf QtQuick sorgt für manche Inkonsistenz.

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Firefox 25 ist ebenso mit dabei...

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...wie LibreOffice 4.1.2.3.

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Mit KScreen gibt es eine neues Tool zur Einrichtung der Bildschirmeinstellungen.

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Als Desktop-Alternative gibt es unter anderem GNOME 3.10.

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Eines der Highlights der aktuellen Desktopversion ist das einheitliche User-Menü.

Grafik: openSUSE

openSUSE liefert den GNOME mittlerweile ohne eigene Anpassungen aus. Das GNOME Tweak Tool für Feineinstellungen wandert aber fix auf den Datenträger.

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Fast 20 Jahre ist es bereits her, da wurde die erste Version von SUSE Linux veröffentlicht. Seitdem war das Fortkommen des Projekts von einem gewissen Auf und Ab gekennzeichnet, immer blieb SUSE aber eine der bestunterstützten Distributionen im Linux-Umfeld. Höhepunkt der wechselvollen Geschichte war wohl die Übernahme durch Novell, dessen Ende zwischenzeitlich aber wieder eine neue Phase der Unabhängigkeit eingeläutet hat.

openSUSE 13.1

Während sich SUSE Linux heutzutage - durchaus erfolgreich - vornehmlich um den Enterprisebereich kümmert, gibt es mit openSUSE seit 2005 ein Community-Projekt, in dem die Basis der Entwicklung offen geführt wird. Alle acht Monate wird dabei eine neue Version der Distribution veröffentlicht, in Form von openSUSE 13.1 ist es jetzt wieder einmal soweit.

KDE

Nach Jahren der von Novell verordneten Unabhängigkeit in Desktopfragen steht openSUSE mittlerweile wieder zur Wahl von KDE als Default-Lösung, entsprechend ist die entsprechende Live-CD auch die erste Wahl bei den Download-Varianten. Alternativ ist allerdings auch eine Live-CD mit GNOME sowie eine umfangreiche DVD-Ausgabe enthalten, bei der dann auch andere Desktops wie LXDE oder Xfce ausgewählt werden können - und überhaupt gleich die zu installierende Software bis ins Detail festgelegt werden kann.

Installation

Der Installer von openSUSE ist einer der besten im Linux-Umfeld. Ähnlich wie bei Ubuntu sind alle notwendigen Schritte mit ein paar Klicks erledigt. Wer will, kann aber auch zahlreiche Feinanpassungen manuell vornehmen, ein eigener Überblicksbildschirm versammelt alles Relevante.

btrfs

Wirklich große Neuerungen gibt es in diesem Bereich zwar nicht zu berichten, auffällig ist aber, dass das "Next Generation Dateisystem" btrfs weiterhin nur zweite Wahl ist. Trotzdem betont das openSUSE-Projekt, dass man btrfs nun als stabil ansieht, entsprechend einfach kann es über einen Klick aktiviert werden. Nach der - äußerst flotten - Installation folgt der Reboot und hier wiederum eine Konfigurationsphase, die allerdings ganz ohne Interaktion der NutzerInnen auskommt.

Desktop

Den Default-Desktop gibt wie erwähnt KDE ab, im konkreten Fall handelt es sich um die Version 4.11.2. Angesichts dessen, dass das KDE-Projekt gerade im Hintergrund an größeren Umbauten arbeitet - mit dem Ziel der auf Qt5 basierenden KDE Frameworks 5 - halten sich die Neuerungen im engen Rahmen, Wartung und Feinschliff heißt also das derzeitige Motto.

Besser

Und doch: Im Vergleich zur letzten openSUSE-Ausgabe hat sich dann doch so manche Verbesserung eingeschlichen, die dem Desktop-Alltag gut tut. Immer erfreulich sind Performanceverbesserungen, wie sie die aktuelle Ausgabe des Fenstermanagers KWin bietet. Dazu kommt ein neues Tool zur Bildschirmeinrichtung: KScreen übernimmt die diesbezüglichen Agenden von KRandr, und konzentriert sich dabei vor allem auf eine vereinfachte Nutzung. Einstellungen lassen sich per Drag & Drop anpassen, einzelne Setups für externe Monitore oder Beamer merkt sich der Desktop jetzt selbsttätig.

Widgets

Das Power Management Applet kann nun korrekt mit mehreren Akkus umgehen und hintergrundbeleuchtete Tastaturen regeln. Es gibt ein neues Plasma Widget für die Netzwerkeinstellungen (nm-plasma), dieses ist aus Stabilitätsgründen derzeit aber noch nicht vorinstalliert. Ein kleiner Kritikpunkt am Panel: Ein Teil der Applets sind bereits auf QtQuick / QML portiert worden, aber eben nicht alle. Und dies hat eine gewisse Inkonsistenz im visuellen Auftritt zur Folge hat.

Softwareauswahl

Die Softwareausstattung bietet zunächst die gewohnten Highlights aus dem KDE-Umfeld. Dazu gehört die Musikverwaltung Amarok, die in der Version 2.8 nun mit einem Audio-Analyse-Applet sowie verbessertem MTP-Support zur Einbindung von Android-Geräten aufwarten kann. Digikam 3.5 und Krita 2.7.4 dürfen natürlich ebenso wenig fehlen wie die aktuelle Ausgaben der PIM-Lösung Kontact. Dessen Mail-Komponente hat ein sehr nützliches "Send Later"-Feature spendiert bekommen. Und der schon bisher sehr mächtige Editor Kate erfreut sich erweiterter Unterstützung für eine Reihe von Programmiersprachen wie Python 2 und 3, Javascript mit JQuery oder auch Django und XML.

Firefox und Co.

Als Browser kommt einmal mehr Firefox zum Einsatz, zum Start weg ist die Version 25 installiert. Alternativ dazu steht der Chromium 31 zur Wahl, beide werden sie laufend über das Updatesystem des Desktops aktuell gehalten. Als Office-Lösung ist LibreOffice 4.1.2.3 integriert. Dazu eine kleine Anmerkung: Bis vor kurzem stellte SUSE eines der größten Teams für die LibreOffice-Entwicklung, dies hat sich allerdings mittlerweile praktisch geschlossen in Richtung des kleinen Softwareherstellers Collabora verabschiedet. Negative Auswirkungen durch diesen Schritt sind bisher jedoch nicht zu bemerken.

Qt

Die Basis von KDE 4.11 bildet Qt 4.8, alternativ dazu steht aber auch schon die Version 5.1.1 des C++-Frameworks zur Wahl. Dies ist vor allem für EntwicklerInnen nützlich, die schon jetzt ihre Programme auf den Sprung zur nächsten Desktopgeneration vorbereiten wollen.

GNOME

Auch wenn GNOME bei openSUSE nur die zweite Geige spielt, so ist dieser Abstand doch nur gering. Gibt es doch mit GNOME 3.10.2 auch eine aktuelle, und sehr gut gepflegte Desktop-Alternative im Angebot. Die Veränderungen im Vergleich zu openSUSE 12.3 sind hier deutlich umfangreicher als bei KDE. Dies liegt einerseits daran, dass bei GNOME weiterhin sehr aktiv an den grundlegenden Konzepten des Desktops gefeilt wird, andererseits aber auch an dem Umstand, dass gleich der Sprung von GNOME 3.6 auf 3.10 erfolgt ist. Aufgrund des openSUSE-Rhythmus sind also gleich zwei Desktop-Updates eingeflossen.

Platzsparend

Zu den Highlights gehört dabei die Einführung eines einheitlichen User-Menüs, sowie der "Header Bars", die eine Art Kombination aus Titelzeile und Navigation darstellen, und damit einiges an Platz sparen. Auch gibt es erstmals bei openSUSE den "Classic Mode" mit einem GNOME2-ähnlichen Aufbau als Alternative. Dieser muss allerdings erst nachträglich installiert werden, von Haus aus konzentriert sich die Distribution ganz auf die GNOME3-Umgebung. Dies übrigens mittlerweile ohne eigene Modifikationen vorzunehmen. Dafür wird gleich das GNOME Tweak Tool mitgeliefert mit dem zahlreiche sonst versteckte Desktopeinstellungen angepasst werden können.

Umfangreich

Während sich der KDE bei der Default-Softwareausstattung mittlerweile deutlich zurückgenommen hat, kann dies über die GNOME-Variante leider nicht behauptet werden. Weiterhin wird hier viel mitgeliefert, das nicht notwendigerweise von Haus aus auf den Datenträger wandern sollte. So gibt es neben Rhythmbox nun auch GNOME Music und somit gleich zwei Musikverwaltungen. Für Synchronisierungs- und Backup-Aufgaben werden sowohl Deja Dup als auch Grsync mitgeliefert. Auch der RSS-Reader Liferea müsste jetzt nicht unbedingt in einer Default-Installation enthalten sein.

Schrift

Für alle Desktops gilt, dass die Schriftendarstellung dank dem Wechsel auf Freetype 2.5 verbessert wurde. Zudem können sowohl KDE als auch GNOME mit den Anfängen der Unterstützung des X.org-Nachfolgers Wayland aufwarten. Gerade für Linux-Neulinge ist das zentrale Administrations-Tool YaST eine echter Vorteil, kann hier doch über ein grafisches Interface so ziemlich alles angepasst werden, was ein Linux-System so hergibt.

YaST

Für openSUSE 13.1 wurde der Backend-Code von YaST vollständig neu "geschrieben". Bislang war dieser in einer eigenen Sprache namens YCP gehalten, mittels eigens entwickelter Tools wurde dieser jetzt in Ruby umgewandelt, was die weitere Wartung deutlich vereinfachen sollte. Zumal die ursprünglichen EntwicklerInnen von YCP längst nicht mehr bei SUSE tätig sind.

Ausgemistet

Von all dem merken die NutzerInnen wenig, die Performance soll in etwa gleich geblieben sein, lediglich der Speicherverbrauch ist ein - kleines - Stück höher. Parallel dazu wurde auch sonst beim YaST ausgemistet und so manches nicht mehr aktuelle Modul entfernt, etwa für Mauseinstellungen oder Power Management. Beides wird mittlerweile besser von den Desktops selbst abgedeckt.

Logs

Für die Systemlogs ist nun journald zuständig, das einen Bestandteil des Bootsystems Systemd bildet. Dort ist auch udev mittlerweile enthalten, das wiederum jetzt mit eindeutiger Benennung von Geräteschnittstellen - etwa für den Netzwerkbereich - aufwarten kann.

Kernel

Der Linux Kernel ist in der beinahe aktuellen Version 3.11.6 enthalten, als Highlight streicht openSUSE dabei die neue "Page Reclaim" -Funktion heraus. Durch diese geht die Speicherverwaltung offensiver vor als bisher, woraus wiederum eine generell bessere Systemleistung resultieren soll. Deutliche Fortschritt gibt es für openSUSE im Cloud-Einsatz durch die Aufnahme von OpenStack "Havana", das rund 400 neue Features versammelt. Dazu gehören etwa ein globaler Cluster-Support aber auch eine gesteigerte Disk-Performance.

Basissystem

Erstellt wurden all die Binärpaketet mit der GCC 4.8, an der glibc wurden spezifische Optimierungen für 32-Bit-Systeme vorgenommen. Der Datei- und Druckserver Samba 4.1 kann mit besserem Windows-Domain-Support aufwarten. In Fragen Virtualisierung stehen KVM 1.6 und Xen 4.3 zur Wahl.

ARM

Deutlich aufgewertet wurde die Unterstützung von Systemen mit ARM-Prozessoren, auch wenn der 64-Bit-Support weiterhin als experimentell angesehen wird. Erstmals gibt es eine eigene openSUSE-Variante für den Mini-Rechner Raspberry Pi, auch die Unterstützung für Googles Chromebooks wurde ausgebaut.

Support

Mit dem auf zehn Jahre ausgelegten Support der Enterprise-Produkte von SUSE kann die Community-Varianten der Distribution zwar nicht aufwarten. Zumindest soll openSUSE 13.1 aber drei Jahre lang mit Updates versorgt werden, womit sie eine jener mit dem Attribut "Evergreen" versehenen Versionen ist, die über das übliche 18-monatige Updateversprechen hinausgeht. Und dies macht sich auch in der Distribution selbst bemerkbar.

Fazit

Für openSUSE 13.1 hat das Projekt den Fokus stark auf ein stabiles und möglichst fehlerfreies System gelegt. Die ganz großen sichtbaren Veränderungen fehlen - vor allem für KDE-NutzerInnen - zwar, und doch kulminieren die Arbeiten der letzten Monate und die versammelten Softwareupdates in eine sehr gut Distribution. Und zwar eine, die angesichts mittlerweile populärer gewordener Zusammenstellungen wie Ubuntu oder Linux Mint eigentlich weit unter ihrem Wert geschlagen wird. Insofern könnte ein aktueller Blick auf die altehrwürdige Distribution auch nicht schaden.

Einstieg

Zudem ist openSUSE 13.1 mit seiner Wahl zwischen einem ausgereiften KDE und dem aktuellen GNOME auch eine sehr interessante Wahl für Linux-EinsteigerInnen. Dazu trägt bei, dass es die einzige der" großen" Distributionen ist, die auch als Box käuflich erworben werden kann, komplett mit einem 350-seitigen Handbuch und einer Doppel-DVD, die 32- und 64-Bit-Version enthält. (Andreas Proschofsky, derStandard.at, 19.11.13)