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In einer Schankwirtschaft gibt es meist mehrere Biersorten vom Fass. Weizen, Pils, Export, darunter verschiedene Marken. Das kann für Wirte bisweilen zum Problem werden, wenn das Fass angestochen ist und nicht leer wird, weil die Kunden nicht genug davon bestellen. Dann muss das Bier weggeleert werden. Obwohl der Zahlungsverkehr und die Bestellaufnahme in den meisten Gaststätten mittlerweile elektronisch abgewickelt werden, gibt es noch keine ausgereifte Technologie, um den Inhalt der Bierfässer zu quantifizieren. Dies geschieht meist ungenau durch Annäherung, indem man die Fässer anhebt und so das Gewicht abschätzt. Das Unternehmen SteadyServ Technologies scheint für dieses Problem nun eine Lösung gefunden zu haben. Das Start-up aus Indiana hat einen Sensor entwickelt, der misst, wie schnell das Bier verbraucht wird und welche Restmenge im Fass verbleibt. SteadyServ („ständiges Servieren") ist eine App, die Echtzeitinformationen über den Bierverbrauch liefert.

RFID

Und so funktioniert das System: In der Brauerei werden die Fässer zunächst mit einem RFID-Tag ausgestattet. Dieser RFID-Tag, bestehend aus einem Transponder, liefert Informationen über die Biermarke und Typ. Zum Beispiel: Bier aus Belgien. Beim Wirt lädt der Getränkeauslieferer dann das Fass ganz normal ab und tauscht den RFID-Tag aus. Der Sensor sendet die Informationen (Volumen) an eine cloud-basierte Software, wo die Daten mit Angaben über Speicherkapazitäten, Lieferterminen und vergangener Verbrauch kombiniert werden und vom Anwender abgerufen werden können. Der Wirt weiß also, wie viel Bier er noch hat, wann es ausgeht und wie viel er braucht. Darüber hinaus erfährt er, welches Bier am meisten nachgefragt wird. Wenn das Bier zur Neige geht, erhält der Betreiber eine SMS auf sein Handy, die ihn über den aktuellen Stand informiert. Der Schwellenwert (etwa 20 Prozent) lässt sich beliebig einstellen. Via App kann der Benutzer den Getränkelieferanten telefonisch, per Mail oder SMS erreichen und so proaktiv eine Nachlieferung ordern. Das spart Zeit und ist wirtschaftlicher. Und man entgeht dem Risiko, dass man auf leeren Fässern sitzen bleibt.

Konstanter Datenstrom

Für Unternehmer, die eine Gaststätte aufmachen, sind dies wertvolle Informationen. Die Betreiber wissen oftmals nicht, welches Bier gerade angesagt ist. Der konstante Datenstrom erlaubt es, Echtzeitinformationen über Nachfrage und Angebot zu gewinnen – und so flexibler auf Kundenwünsche zu reagieren. Die Verbraucher indes sehen die Daten nicht – sie sollen in erster Linie konsumieren. Datenschutzbedenken gibt es in den USA offensichtlich nicht.

"Es hat das Potenzial, die alkoholische Getränkeindustrie zu revolutionieren"

Glaubt man Steve Hershberger, dem Gründer von SteadyServ, sind Bier und Big Data die perfekte Mischung. Dem Upstart Business Journal sagte er: "Es gibt sowohl den Händlern als auch den Lieferanten ein intelligentes Werkzeuge an die Hand, um bessere Entscheidungen zu treffen." Big Data elektrisiert in den USA die High-Tech-Branche. Im Silicon Valley schießen Start-ups mit smarten Softwarelösungen wie Pilze aus dem Boden. Längst ist die Überzeugung gereift, dass Daten einen Wertschöpfungsfaktor darstellen. SteadyServ hat für sein Konzept bereits 1,5 Millionen US-Dollar Startkapital gesammelt. Ryan Pfenninger von Elevate Ventures steuerte 125 000 Dollar bei."Es hat das Potenzial, die alkoholische Getränkeindustrie zu revolutionieren", ist der Entrepreneur überzeugt. Die IT-Lösung soll zunächst im Midwest und dann an der Westküste der USA angewandt werden. Funktioniert es reibungslos, müssen die Gäste in Zukunft nicht mehr auf ihr Lieblingsbier verzichten. (Adrian Lobe, derStandard.at 18.11.2013)