Levi - 20 Saisonrennen, 18 Podestplätze, sechs Siege. Dazu in jedem Slalom auf dem Podest und daher im Schnitt 76 Punkte pro Weltcuprennen. So hat die Bilanz von Marcel Hirscher im Vorwinter, den er mit WM-Gold sowie dem neuerlichen Gesamtsieg im Weltcup gekrönt hat, gelautet. Ab Sonntag verteidigt der 24-jährige Salzburger in Levi auch seine kleine Slalom-Kristallkugel. Als Topfavorit sieht sich der Ausnahme-Skiläufer aber zumindest in Finnland nicht.

Auch wenn Hirscher als Weltranglisten-Dominator in den ersten Saisonslalom (10.00/13.00 Uhr MEZ, live ORF 1) geht. Und auch, wenn dank Vermittlung durch Neo-Technikchef Marko Pfeifer die unmittelbare Vorbereitung in Schweden in perfektem Rahmen verlief. Hirscher hat seine Dinge nur zu 95 Prozent beisammen. "Es ist aber okay, dass es da noch Verbesserungsvorschläge gibt", kehrte der Annaberger schon zum Saisonstart wieder den Perfektionisten hervor.

Hirscher kämpft in Levi also auch um Fortsetzung seiner eindrucksvollen Serie. Denn nicht wenige sind bestrebt, seinen zehnten Slalom-Podestplatz in Folge sowie den 100. Weltcupsieg für Österreichs Slalom-Herren insgesamt zu verhindern. Das letzte Mal ausgefallen ist Hirscher im März 2012 beim Finale in Schladming, sein letzter nicht auf dem Podium beendeter Slalom war jener von Kitzbühel 2011.

Rennen ergeben Serie

"Es wäre cool, wenn's weiterginge. Primär zählt hier aber das Rennen und wenn das gut wird, geht auch die Serie weiter", gab sich Hirscher in Finnland aber betont locker. Zwar hat er im Vorjahr seine weniger guten Levi-Vorstellungen mit Platz zwei hinter dem Schweden Andre Myhrer beendet, ihm sei klar: "Irgendwann reißt jede Serie. Es muss ja nicht jetzt und hier in Levi sein."

Dass Levi "flach" sei, sieht Hirscher nicht ganz so. "Das Flachstück ist sicher lange, aber das Steilstück wird oft unterschätzt. Levi ist nicht nur flach, es sind einfach nur konträre Streckenteile."

Sonnenklar ist dem Salzburger, dass die Jagd auf ihn eröffnet wird. "Aber wenn das vor allem einer sagen kann, ist das der große Herr Myhrer. Er hat im Training wirklich super ausgeschaut und das Flache ist einfach seine große Spezialität", hatte Hirscher mit dem 95 kg schweren Vorjahressieger schnell seinen persönlichen Favoriten gefunden. "Er war bei den Schweden bei weitem der Schnellste."

Matt als Maßstab

Hirscher selbst hat sich beim Training in Schweden vorrangig am Teamkollegen Mario Matt orientiert. "Ich hoffe, es täuscht nicht. Aber wenn du bei ihm dabei bist, bist du meist nicht langsam", stufte Hirscher auch den 34-jährigen Doppelweltmeister vom Arlberg stark ein. "Die Spezialisten sind aber deutlich mehr Tore gefahren als ich", schränkte Hirscher ein.

Myhrers ehemaliger Erfolgscoach Pfeifer ist nun neuer Gruppenchef der Österreicher. "Hier brauchst du oben Topspeed, weil es so flach ist. Daran haben wir in Schweden stark gearbeitet. Die Burschen sind gesund und gut drauf. Ich hoffe, sie zeigen, was sie im Training drauf hatten", sagte der Neo-Coach, der von Hirscher und Co. viel Lob für das perfekte Vorbereitungstraining erhielt. Pfeifer bestätigte: "Mario Matt ist neben Marcel die Messlatte in unserer Mannschaft, auch wenn Marcel die Nasenspitze etwas voraus hatte."

"Alter" Kostelic gut drauf

Eine ungewohnt problemlose Saisonvorbereitung hatte Ivica Kostelic. Der Kroate ist daher immer noch brandgefährlich und kann am Sonntag mit 33 Jahren und 359 Tagen der älteste Slalom-Weltcupsieger der Geschichte werden.

Ob es für Hirscher eine WM-Revanche gegen Felix Neureuther gibt, ist nach der Operation des Deutschen eher nicht anzunehmen. "Schwer zu sagen. Er schaut im Training immer recht unspektakulär aus", konnte auch Hirscher das nicht einschätzen. (APA, 16.11.2013)

ÖSV-Herrenteam für Levi: Marcel Hirscher, Manfred Pranger, Mario Matt, Benjamin Raich, Manuel Feller, Wolfgang Hörl, Reinfried Herbst, Manuel Wieser, Michael Matt