Berlin - Der Norddeutsche Rundfunk (NDR) und die "Süddeutsche Zeitung" wollen in den kommenden Wochen in einer großen Veröffentlichungsreihe über US-Geheimdienst- und Militäroperationen in Deutschland berichten. Ab Freitag würden die Ergebnisse eines vor etwa zwei Jahren begonnenen Rechercheprojekts mit dem Titel "Der geheime Krieg" nach und nach in Artikeln, Sendungen und auf einer Internetseite vorgestellt, teilten beide Medien am Donnerstag in Hamburg mit. Auch ein Buch werde erscheinen.

Den Angaben zufolge soll das Ausmaß der Aktivitäten von US-Geheimdiensten und US-Militär auf deutschen Boden beleuchtet werden. Auch Spionage- und Militäreinrichtungen und deren Funktion im globalen Antiterrorkampf würden unter die Lupe genommen. Eines der Themen sei, dass Einrichtungen wie das Regionalkommando der US-Armee für Afrika (AFRICOM) in Stuttgart für Drohnenangriffe etwa in Somalia verantwortlich seien und dort Tötungsbefehle ergingen.

30 Journalisten beteiligt

Für die Recherchen werteten die beteiligten knapp 30 Journalisten öffentlich zugängliche US-Datenbank aus, befragten Zeugen wie ehemalige US-Sicherheitsbeamte und fuhren zu den fraglichen Standorten. Das Material enthalte "manche Enthüllungen, manche Beschreibungen", sagte der "SZ"-Journalist Hans Leyendecker. Ziel sei es auch, grundsätzliche Fragen zu den US-Aktivitäten in Deutschland aufzuwerfen und eine Diskussion über diese Entwicklungen anzustoßen.

Direkte Verbindungen zu den Enthüllungen des früheren NSA-Mitarbeiters Edward Snowden gebe es nicht, sagte John Goetz vom NDR. Das Rechercheprojekt habe bereits lange vor dessen öffentlichem Auftreten begonnen. Zunächst sei es darum gegangen, über US-Basen in Deutschland und andere "geheime Orte" zu berichten, die abgeschirmt würden. Später seien weitere Aspekte dazugekommen. Dazu zählt den Angaben der Beteiligten zufolge etwa auch, auch dass US-Sicherheitsbehörden in erheblichem Umfang Forschungsvorhaben in Deutschland finanzieren.

Höhepunkt der gemeinsamen Recherchekooperation soll ein Themenabend in der ARD am 28. November sein. Die gesamte "Anatomie des geheimen Krieges" solle auch auf der eigens für das Projekt angelegten Internetseite geheimerkrieg.de etwa mit einer interaktiven Karte mulitmedial nachvollziehbar sein, erklärte der NDR.

NDR und "Süddeutsche" hatten sich bereits früher gemeinsam an einem großangelegten Rechercheprojekt beteiligt. Als Teil einer internationalen Kooperation von Medien berichteten sie unter dem Titel "Offshore Leaks" über die Finanzbeziehungen globaler Steueroasen. (APA, 14.11.2013)