Die Brückentechnologie stößt auf breitere Akzeptanz, weil wir im Kopf noch nicht so weit sind, die Distanzen zu verstehen

Ah, die Ladebordwand des Lastlers da vorne, die quietscht aber ordentlich. Wenn Sie diesen Gedanken auch schon einmal hatten, dann fuhren Sie vermutlich in einem Elektro-Auto. Alles ist so leise. Aber nicht so leise wie in einem Luxusauto. Anders leise, nicht gedämmt leise. Die Türen des e-up! fallen nicht satt ins Schloss, nicht die abgeschirmte Fahrgastzelle lässt Motorengeräusche außen, sondern es gibt halt von dort nicht viel zu hören. Aber was sich draußen tut, das hört man. Wie eben die Schaniere der Ladebordwand des Brummis, dessen Windschatten das Ziel noch ökonomischer nahebringen soll.

Foto: Volkswagen

Denn eines bleibt, auch wenn der Bordcomputer die Reichweite mit 160 Kilometer angibt: nämlich ein Auge auf das Display gerichtet. 160 Kilometer Reichweite. Mit dem eigenen Hausdiesel wären wir gleich direkt zur nächsten Tankstelle gefahren – im e-up! geht es jetzt erst los. Mit Eco+. Windschatten. Rekuperation.

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Nach 42 Kilometern, davon gute 30 Kilometer auf der von E-Autos so gehassten Autobahn, zeigt die Restreichweite 108 Kilometer an. Die paar Steigungen forderten die Akkus. Bei den Bergabstücken lädt man aber fast nichts nach.

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"Die meisten Menschen wählen  schon beim Einsteigen die höchste Rekuperationsstufe ,B' aus", erklärt ein VW-Techniker bei der Probefahrt, "weil sie meinen, dann besonders sparsam zu fahren, und die ganze Bremsenergie wieder in die Akkus laden." Das stimmt aber nicht. Denn wer vorrausschauend fährt und nicht bremst, braucht weniger Energie, weil er so weniger Verluste generiert. Obwohl, die sind im e-up! noch geringer als beim deutlich größeren und noch komfortableren e-Golf. Abstriche im Vergleich zu den spritbetriebenen up!s und Gölfen muss man innen nicht machen. Alles gleich. Nur leiser halt.

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Am Ziel dann die Erleichterung, doch angekommen zu sein. Obwohl die gleiche Strecke noch mindestens zwei Mal in den Akkus ist. Trotzdem. Das ist die größte Krücke der E-Mobilität. Wir sind im Kopf anscheinend noch nicht so weit – oder haben verlernt, Distanzen als die zu nehmen, die sie sind.

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Die Gehhilfe für diese E-Mobilität ist daher der Hybrid-Antrieb. Das hat auch VW verstanden und bringt einen Plug-in Golf (mit der Technik des A3 e-tron) ab 2014 mit einer elektrischen Reichweite von 50 Kilometern.

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Für die Plug-in-Hybrid-Studie Twin-up! liefert der XL-1 die technische Basis. Der Flügeltürer hat einen Normverbrauch von 0,8 Liter Diesel – in der Praxis ist der Öko-Vorzeige-VW mit 1,5 Liter Verbrauch immer noch ein Wunder.

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Laut scheppert sein Zweizylinder-Diesel vor sich hin, wenn er ran muss. Mit einem Rauschen verkünden die Bremsen ihren Dienst. Bei diesem Wagen hört man deutlich, was sich tut. Die meisten Kollegen störte das. In Wirklichkeit ist es aber reinste Perfektion, weil man wirklich ein Teil des Autos zu sein meint. Dazu passt auch die direkte Lenkung ohne Servounterstützung.

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Bei den Plug-in-Versuchsträgern von up! und Golf schaut das anders aus. Die haben allen Komfort, auch mehr Leistung (und Gewicht). Alltagsautos – aber sparsam. Naja, und teurer werden sie wohl sein, wenn sie überhaupt beide auf den Markt kommen: fix ist bisher ja nur der Golf. (Guido Gluschitsch, DER STANDARD, 15.11.2013)

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Hinweis im Sinne der redaktionellen Leitlinien: Die Teilnahme an internationalen Fahrzeug- und Technikpräsentationen erfolgt großteils auf Basis von Einladungen seitens der Automobilimporteure oder Hersteller. Diese stellen auch die hier zur Besprechung kommenden Testfahrzeuge zur Verfügung.

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