Neben dem Urheberrecht spielt in der IT auch der gewerbliche Rechtsschutz eine große Rolle. Hier kommen wir in den Bereich des Patentrechts und des Gebrauchsmusterschutzes. Das ist für die angehenden Informatikerinnen insofern relevant, als mathematische Formeln an sich, so lernen wir, nicht patentierbar sind. Die gute Nachricht ist: wird etwas als Hardware entwickelt, ist es patentierbar, wenn die Entwicklung sich nicht in nahe liegender Weise aus dem Stand der Technik ergibt. Als Beispiel führt der Vortragende den MP3-Player an, der gleich als Hardware entwickelt wurde und somit patentierbar war. Sein Tipp für die Studierenden: bei zündenden Algorithmen gleich überlegen, ob sie nicht als Hardware ausführbar sind.
Man mag mir widersprechen, aber ich finde derart grundsätzliche Überlegungen für die spätere Berufspraxis relevant und ein tolles Angebot – selbst wenn den wenigsten ein Patent gelingen wird. Auch einen ersten Einblick in den Gebrauchsmusterschutz bietet die Lehrveranstaltung. Algorithmen als Gebrauchsmuster anzumelden, sei nach dem Gebrauchsmustergesetz von 1994 nämlich schon möglich. Damit seien sie immerhin für die Dauer von zehn Jahren geschützt.
Wesentlich detailierter wird auf diese Fragen des geistigen Eigentums naturgemäß am Juridicum eingegangen. Hier wird in einer durchaus vergnüglichen Vorlesung ein ganzes Semester lang das Marken- Muster-, Patent- und Urheberrecht behandelt. Dabei schreckt der Vortragende in etwa nicht davor zurück, die so genannte "Schwedenbombenentscheidung", eine Frage des Geschmacksmusterrechts, beim Verzehr mehrerer Schwedenbomben zu erörtern. Während den Studentinnen das Wasser im Mund zusammenläuft, erläutert er, dass die Schutzwürdigkeit bei der technischen Bedingtheit der Form nicht gegeben ist. – Dann teilt er Schwedenbomben an alle rund 150 Hörerinnen und Hörer aus. Eine Vorgangsweise, die ich mir durchaus auch für das Institut für Informatik wünschen würde.
Denn – dieses Urteil und seine Implikationen werden sich sicher alle der Anwesenden merken. So wird anschaulich gemacht, dass nicht nur die Liebe, sondern auch das Lernen manchmal durch den Magen geht. (Tanja Paar, derStandard.at, 14.11.2013)