Wien - Die Entscheidung von Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny, das Wien-Museum am Karlsplatz zu belassen, wurde am Mittwoch einhellig gutgeheißen. "Wir sind sehr zufrieden", sagte zum Beispiel Ernst Woller, der Kultursprecher der Wiener SPÖ.
Er hatte sich mit Mailath innerhalb der Partei ein Match geliefert - und vehement gegen den möglichen Standort beim neuen Hauptbahnhof votiert. Grundlage der Entscheidung sei, so Woller, eine exzellente Studie der Baudirektion gewesen. Sie habe nachgewiesen, dass ein Erweiterungsbau am Karlsplatz nicht nur möglich, sondern auch sinnvoll ist. Denn gerade der östliche Teil brauche dringend eine Aufwertung. Hinzu kämen die Kosten, so Woller: Der Oswald-Haerdtl-Bau aus den späten 1950er-Jahren müsse in jedem Fall saniert werden, ein Neubau beim Hauptbahnhof käme weit teurer als ein Erweiterungsbau.
Auch der Koalitionspartner, die Grünen, war auf Konfrontationskurs gegangen - und freut sich nun: "Das ist die einzig richtige Entscheidung", so Klaus Werner-Lobo. Das Museum sei keine klassische Ausstellungshalle, sondern "ein Lebensraum für alle Bevölkerungsschichten und alle Milieus". Daher sei der Karlsplatz am besten geeignet.
Beifall spendete selbst die Opposition. FPÖ-Kultursprecher Gerald Ebinger sah sogar "die freiheitliche Linie" bestätigt.
Isabella Leeb, die als Kultursprecherin der Wiener ÖVP für den Standort beim Hauptbahnhof eingetreten war, meinte zwar spitz, dass die Entscheidung "durch jahrelanges Nichtentscheiden und parteiinterne Streitereien mehr erzwungen als getroffen" worden sei. Sie eröffne für den Karlsplatz aber "städtebauliche Chancen": Es benötige den Mut, sämtliche Aspekte und alle wesentlichen Institutionen wie Künstlerhaus, Musikverein, Kunsthalle oder die Karlskirche in ein neues Konzept mit einzubeziehen. Es dürfe auch nicht vor einer modernen, vielleicht umfangreichen Verkehrslösung zurückgeschreckt werden.
"Verheizter Standort"
Leeb fordert zudem einen verantwortungsvollen Umgang mit dem nun "verheizten Standort" am Hauptbahnhof. Bis dato gibt es nur ein paar Überlegungen, etwa eine Halle für die Sammlung zeitgenössischer Kunst von Francesca Habsburg (TBA21) bzw. für publikumsträchtige Musicals zu errichten. Da der Hauptbahnhof ein Kulturangebot für den Abend brauche, sprechen sich die Grünen für eine privat betriebene Bühne aus. Leeb hingegen befürchtet, dass diese "zu einem weiteren Millionengrab der Wiener Musicalszene zu werden" drohe. (Thomas Trenkler, DER STANDARD, 14.11.2013)