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Beratung ist für werdende Mütter weiter kostenpflichtig, maximal 28,56 Euro werden erstattet.

Foto: dpa/Arno Burgi

Wien – In drei Ministerbüros freute man sich Anfang Juni über den Ministerratsbeschluss zur Gratis-Beratung für Schwangere. Seit 1. November haben Frauen in der 18. bis 22. Schwangerschaftswoche Rechtsanspruch auf eine Gratis-Beratungsstunde bei einer Hebamme. So ist es im Mutter-Kind-Pass verankert.

Doch gelebte Praxis ist diese Schwangerenberatung in kostenloser Form noch nicht: Denn das Hebammengremium und der Hauptverband der Sozialversicherungsträger, der für die Kassen verhandelt, können sich nicht einigen. Es spießt sich am Geld. Und am Timing: Die erste Verhandlungsrunde fand erst Ende Oktober statt. Von Hebammenseite heißt es, man habe monatelang auf den Termin gewartet. Vom Hauptverband erhielt der ­STANDARD bis Redaktionsschluss trotz Anfragen keine Stellungnahme.

Für Brigitte Theierling vom Hebammen-Verhandlungsteam ist das Angebot der Kassen mit einem Brutto-Stundenlohn von 35 Euro "inakzeptabel". Die Hebammen seien mit einer Forderung über 62 Euro in die Gespräche gegangen. "Doch scheinbar gibt es seitens der Kassen in einzelnen Bundesländern Widerstand", sagt Theierling.

Kosten bis zu 75 Euro

Derzeit ist die Schwangerenberatung bei niedergelassenen Hebammen möglich. Schwangere können nach einem Besuch bei der Hebamme von den Kassen 20,40 Euro zurückverlangen. Für den Hausbesuch einer Hebamme können sie 28,56 Euro Rückerstattung beantragen. So eine Stunde kann laut Theierling aber auch bis zu 75 Euro kosten.

Was die niederösterreichische Hebamme bei dem Clinch besonders wurmt: Das Angebot der Gratis-Beratung sollte vor allem Schwangere dazu bringen, sich mit dem Thema Geburt auseinanderzusetzen, die das noch kaum tun – oft Frauen mit niedrigem Einkommen und Bildungsniveau.

Gratis-Angebot "sehr wichtig"

Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ) drängt die Verhandler zu einer raschen Einigung. "Wir wissen, dass die finanzielle Lage vieler Familien in der Zeit rund um die Geburt eines Kindes ohnehin oftmals sehr angespannt ist", sagte er. Das Gratis-Angebot sei ihm daher "sehr wichtig".

Tatsächlich tragen die Kassen aber gar nicht die Gesamtkosten, sondern nur ein Drittel. Den Rest zahlt der Familienlastenausgleichsfonds. Im Juni rechnete die Politik vor, dass das Angebot Mehrkosten von 1,9 Millionen Euro erzeugen werde. Dabei angenommener Stundenlohn für die Hebammen: 50 Euro brutto. (Gudrun Springer, DER STANDARD, 13.11.2013)