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"In unserer Gesellschaft gibt es viele Verbote und Gebote. Es wird versucht, den Menschen ihr freies Denken zu nehmen."

Foto: APA/Fohringer

Wendelin Mölzer (FPÖ), Sohn des freiheitlichen Europapolitikers Andreas Mölzer, wurde im Oktober als Abgeordneter zum Nationalrat angelobt. Im derStandard.at-Interview sprach er über die Wahlkampflinie der FPÖ für die Europawahl, die politischen Fußstapfen seines Vaters und Diplomarbeiten, die man mit dem Binnen-I "durchgendern" müsse.

derStandard.at: Wofür werden Sie sich als Nationalratsabgeordneter besonders einsetzen?

Mölzer: Ich war in den letzten Jahren im FPÖ-Parlamentsklub als Fachreferent für Außen- und Europapolitik sowie für den Kulturausschuss tätig. Das sind auch als Abgeordneter meine Tätigkeitsfelder. Ich werde mich auch um Kärntner Themen kümmern.

derStandard.at: Was konkret liegt Ihnen bei der Europapolitik am Herzen?

Mölzer: Die FPÖ ist in den letzten Jahren berechtigt einen sehr EU-kritischen Kurs gefahren. Dieser ist auch mir ein Anliegen. Wir leben in einer europäischen Schicksalsgemeinschaft und sind nicht von ihr losgelöst zu betrachten. In den letzten Jahren, vor allem begründet durch die Eurokrise, erleben wir eine Entdemokratisierung. Wir wollen die Selbstbestimmung der einzelnen europäischen Völker aufrechterhalten und Eigenständigkeiten zurückerkämpfen. Durch den Fiskalpakt wurde beispielsweise unsere Budgethoheit stark eingeschränkt.

derStandard.at: Sie wollen den Ausstieg aus dem Euro?

Mölzer: Es gibt viele Denkansätze. Das Problem ist, dass man diesbezüglich nicht einmal Alternativen diskutieren darf. Diese Diskussionsverbote müssen wir bekämpfen.

derStandard.at: Von welchen Alternativen sprechen Sie?

Mölzer: Denkbar wäre eine Aufgliederung der EU in eine Hartwährungs- und eine Weichwährungsunion. Auch ein Nord- und Südeuro wäre eine Möglichkeit. Zu glauben, dass der Schilling allein existieren kann, ist allerdings nicht realistisch.

derStandard.at: Die Währungsfrage wollen Sie vermutlich zum EU-Wahlkampfthema machen?

Mölzer: Die Regierungsparteien haben die EU-Krise totgeschwiegen, was ihnen die Bevölkerung übelnimmt, wie wir aus Umfragen wissen. Wir werden den Menschen darlegen, was in den vergangenen Jahren schiefgelaufen ist. Wir werden den Menschen verdeutlichen, dass wir sie bei entscheidenden Fragen, etwa bei der Währungsunion, mitreden lassen wollen.

derStandard.at: Die FPÖ hat das Problem, im Europaparlament fraktionslos zu sein. Warum haben Sie keinen Anschluss gefunden?

Mölzer: Man hat immer Mittel und Wege gefunden, um eine Fraktionsbildung zu verhindern. Aber es schaut gut aus, dass wir das nächstes Jahr hinbekommen werden.

derStandard.at: Warum ist die FPÖ nicht Teil der Fraktion Europa der Freiheit und Demokratie?

Mölzer: Es gibt sehr enge Kontakte zu Parteien dieser Fraktion. Warum wir nicht Teil davon sind? Es gab persönliche Geschichten, in die ich keinen Einblick habe.

derStandard.at: Inwiefern war Ihr Vater, der FPÖ-Europaabgeordnete Andreas Mölzer, für Sie inspirierend, in die Politik zu gehen?

Mölzer: Ich bin als Ältestes von sechs Geschwistern in einer freiheitlichen Familie aufgewachsen. Mein Vater und ich teilen die journalistische Profession beim Wochenmagazin "Zur Zeit", die er auch herausgibt. Mein politischer Weg hat sich im Laufe der Zeit von dieser Zusammenarbeit unabhängig ergeben.

derStandard.at: Sie hätten theoretisch auch ein Grüner werden können?

Mölzer: Das hätte wohl zu etwas mehr politischem Diskurs zu Hause geführt. Wenngleich in einer Familie mit einer liberal-freiheitlichen Gesinnung es natürlich möglich ist, dass man politisch auch woanders hingeht. Ich aber bin definitiv ein Freiheitlicher.

derStandard.at: War es für Sie einfacher, in die Politik zu kommen, weil Ihr Vater prominenter Politiker ist?

Mölzer: In einem kleinen Land wie Österreich hat es das immer wieder gegeben, auch bei der SPÖ und ÖVP. Mit einem prominenten Vater hat man es in der Partei nicht unbedingt einfacher. Man wird sehr viel genauer angeschaut und muss sich stärker durchsetzen. Ein Vorteil ist, dass man bessere Kontakte hat.

derStandard.at: Werden Sie weiterhin für "Zur Zeit" schreiben?

Mölzer: In der Politik kann man von heute auf morgen seine Position verlieren, deshalb werde ich mein zweites Standbein im Journalismus fortführen, wenn auch nur parallel zur Politik.

derStandard.at: Im Wahlkampf haben Sie damit geworben, "gegen linken Tugendterror und Denkverbote" aufzutreten. Was meinen Sie damit?

Mölzer: In unserer Gesellschaft gibt es viele Verbote und Gebote. Es wird versucht, den Menschen ihr freies Denken zu nehmen. Diplomarbeiten muss man mit dem Binnen-I durchgendern, sonst bekommt man schlechtere Noten oder wird mittlerweile vielleicht gar nicht mehr beurteilt. Diskussionen über Zuwanderung dürfen nicht geführt werden, ohne kriminalisiert zu werden. Man versucht in alle Lebensbereiche einzugreifen.

derStandard.at: Wenn Sie so dagegen sind, in alle Lebensbereiche einzugreifen, warum ist die FPÖ dann dagegen, dass homosexuelle Paare Kinder adoptieren?

Mölzer: Ich habe nichts gegen Homosexuelle und auch nichts dagegen, dass Mann und Mann sowie Frau und Frau zusammenleben. Aber die natürliche Lebensgemeinschaft, aus Mann und Frau bestehend, bekommt die Kinder. Kinder sollen in den von der Natur vorgesehenen Partnerschaften aufwachsen. Obwohl das schon jetzt oft nicht möglich ist. Wir haben ein Problem mit alleinerziehenden Müttern und müssen uns fragen: Was läuft da falsch in unserer Gesellschaft?

derStandard.at: Warum gibt es so viele Alleinerzieherinnen?

Mölzer: Dass sich die Scheidungsraten in den letzten Jahren dermaßen erhöht haben, liegt sicher daran, dass die existenziellen Nöte in unserer Gesellschaft weniger geworden sind.

derStandard.at: In Wien etwa werden dringend Pflegefamilien gesucht für Kinder, die in ihren Familien nicht bleiben können. Auch gleichgeschlechtliche Paare nehmen Kinder in Pflege. Das ist doch positiv, oder?

Mölzer: Das klingt auf den ersten Blick verlockend. Dass es die Lösung ist, Kinder aus Krisenfamilien gleichgeschlechtlichen Pflegeeltern zu geben, glaube ich nicht. Es ist schwer zu beurteilen, ob es dem Kind dann besser geht. Wir lehnen das ab.

derStandard.at: Wenn ein Kind zu Hause misshandelt wird und die Chance hätte, zu einem gleichgeschlechtlichen Paar zu kommen, dann wären Sie dafür, dass es zu Hause bleibt?

Mölzer: Nein. Es gibt ja zum Glück die Jugendwohlfahrt und Pflegeheime, die heute nicht mehr in diesen skandalösen Zuständen wie in den 70er-Jahren sind. Das ist eine vermessene Frage.

derStandard.at: Trotzdem gibt es homosexuelle Paare, die Pflegekindern ein Zuhause bieten. Geht es nach Ihnen, sollen diese Kinder aber besser ins Pflegeheim?

Mölzer: Wenn es gut ausgestaltet ist, dann sollten die Pflegekinder besser ins Heim als zu einem homosexuellen Paar.

derStandard.at: Was ist so schlimm an gleichgeschlechtlichen Eltern?

Mölzer: Gleichgeschlechtliche Elternschaft ist anatürlich. Jeder soll machen, was er will. Aber ich glaube nicht, dass es für ein Kind gut ist, wenn es mit zwei Vätern oder zwei Müttern aufwächst.

derStandard.at: Viele Kinder werden von Mutter und Großmutter gemeinsam erzogen.

Mölzer: Ja, aber das Kind hat hier kein andersgeartetes Geschlechtervorbild. Die natürlichen Möglichkeiten sind zu präferieren.

derStandard.at: Zurück zu den "Denkverboten". Zweifeln Sie das Verbotsgesetz an?

Mölzer: Beim Verbotsgesetz gibt es keinen Handlungsbedarf. Wir lehnen den Nationalsozialismus ab und wollen auch keine Tür zu einer Wiedergründung der NSDAP öffnen. Es ist klar, dass wir diese schreckliche Zeit mit den entsprechenden Verbrechen des Regimes nicht mehr haben wollen. (Katrin Burgstaller, derStandard.at, 14.11.2013)