Wien - Die Diakonie hat 24 "Adventforderungen" an die neue Regierung gestellt. Darunter etwa ein Aktionsplan für Jugendliche und der Ausbau der Jugendwohlfahrt bis 21. 135.000 Kinder und Jugendliche in Österreich seien von manifester Armut betroffen, rund 30.000 auf die Unterstützung der Jugendhilfe angewiesen, betonte Diakonie-Direktor Michael Chalupka am Mittwoch bei einer Pressekonferenz.

Mit Projekten wie der Jugendnotschlafstelle "Waki" oder "Lernen mit leerem Bauch?", das Schülern kostenloses Essen zur Verfügung stellt, versucht die Diakonie Österreich diese Versorgungslücken zu schließen. "Es ist aber sicher keine Dauerlösung, über Spenden das Versagen der Schul- und Sozialpolitik zu verdecken", so Chalupka.

Adventkalender

24 Forderungen - passend zu den 24 Tagen des Advents und den bis Weihnachten angesetzten Regierungsverhandlungen - hat Chalupka deshalb an die neue Regierung. Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei Kindern und Jugendlichen, denn obwohl Österreich im internationalen Vergleich in Sachen Jugendarbeitslosigkeit gut da steht, sind derzeit 78.000 Menschen zwischen 16 und 24 Jahren arbeitslos und nicht in einer Ausbildung, 8.000 Jugendliche brechen jährlich die Schule ab.

"Eine positive Statistik hilft dem Einzelnen nicht", erklärte Chalupka. Deshalb forderte er einen nationalen Aktionsplan, der Bildungsministerium, Sozialministerium, Wirtschaftsministerium und Jugendagenden zusammenbringe, um so dem derzeit noch "segregierenden Bildungssystem, das soziale Opfer schafft" entgegenzuwirken. "Die Koordination zwischen diesen Bereichen muss in der neuen Legislaturperiode besser werden", so der Direktor der Diakonie. "Das ist eine Investition in die Zukunft."

Als Teil dieses Aktionsplans sieht Chalupka sowohl den flächendeckenden Ausbau von schulunterstützender Sozialarbeit als auch die kompensatorische Ressourcenzuteilung für Schulen: "Schulen in sozial benachteiligten Gebieten muss man besonders gut ausstatten." Wichtig sei auch der Ausbau der Prävention und frühen Hilfe - damit Einrichtungen wie die Notschlafstelle in Zukunft nicht mehr benötigt werden.

"Notmaßnahmen"

"Das sind alles Notmaßnahmen, bis eine flächendeckende Lösung für Österreich gefunden wird", erklärte Chalupka. Bis es soweit ist, könne die Begleitung von Jugendlichen in Notsituationen aber nicht schon mit dem 18. Lebensjahr enden, wie Gerhard Eisschill, Leiter der Notschlafstelle und des Kriseninterventionszentrums "Waki" in Linz ausführte. Deshalb ist eine der "Adventforderungen" die Gewährung der Jugendwohlfahrtsleistungen bis zum 21. Lebensjahr.

Bereits in der Schule setzt dagegen das Projekt "Lernen mit leerem Bauch?" an, das derzeit bereits an vier Wiener Schulen durchgeführt wird. Hier sollen Kindern nicht nur gut versorgt werden, sondern durch gemeinsames vorbereiten, essen und wegräumen auch die soziale Komponente von Mahlzeiten lernen, wie Claudia Röthy, Leiterin der Stadtdiakonie Wien, schilderte. Denn der Schulbesuch ohne Frühstück oder Jause sei für viele Wiener Kinder Realität.

Um in Ganztagsschulen zumindest das Mittagessen für die Kinder sicherzustellen, forderte Chalupka daher "Essenszeiten als Teil des Bildungsprozesses" und "keine zusätzlichen Kosten für das Essen". Derzeit müssen Eltern mit Kosten von bis zu 220 Euro pro Kind rechnen, die Beantragung einer Kostenbefreiung über das Jugendamt sei für viele sozial schwache Eltern eine unüberwindbare Hürde.

Die weiteren Forderungen der Diakonie beschäftigen sich unter anderem mit den Betreuungsangeboten für Kinder mit Behinderungen, der Sicherstellung von Pflegeleistungen, der Inklusion benachteiligter Gruppen und der Asyl- und Flüchtlingspolitik. (APA, 13.11.2013)