Heißt der Chef Franziskus, dann hat man bei der internen Jobvergabe als Franziskaner Franz wohl einen gewissen Vorteil. Inwieweit der Papst dies bei seiner jüngsten Bischofsernennung berücksichtigt hat, ist zwar nicht überliefert, mit Sicherheit aber wird die franziskanische Lebenseinstellung von Franz Lackner entscheidend dazu beigetragen haben, dass der 57-Jährige wohl der neue Erzbischof von Salzburg wird.

Mit dem Philosophen und "Marathon-Mann" - der im Umgang als juvenil, in der Lehre als reflektiert gilt - könnte ein Oberhirte nach Salzburg ziehen, der seine Berufung deutlich später als viele andere Geistliche erfahren hat. Geboren am 14. Juli 1956 im steirischen Feldbach begann Lackner zuerst eine Elektrikerlehre. Im Alter von 22 Jahren setzte sich der heute als zurückhaltend, fast schüchtern geltende Jugendbischof für ein Jahr den "Blauhelm" auf. Weg aus der Armut im Elternhaus in der 1700-Einwohner-Gemeinde St. Anna am Aigen, als Uno-Soldat zum Geldverdienen nach Zypern.

Doch nicht der schnöde Mammon begeisterte den passionierten Läufer und Fußballer. Vielmehr war es eine Bibel auf dem Soldaten-Nachtkastl, die den weiteren Lebensweg Lackners entscheidend prägen sollte. 1984 trat der Sturm-Graz-Fan in den Franziskanerorden in Reutte in Tirol ein und schloss den Weg fünf Jahre später mit der "ewigen Profess" ab. 1991 empfing er schließlich die Priesterweihe. Es folgten Theologie- und Philosophiestudium, Letzteres schloss Lackner an der Päpstlichen Universität Antonianum des Franziskanerordens in Rom mit dem Doktortitel ab.

Anschließend lehrte Lackner am "Antonianum" Metaphysik. Im April 1999 wurde er Provinzial der Wiener Franziskanerprovinz. 2002 ernannte Papst Johannes Paul II. Lackner schließlich zum Weihbischof der Diözese Graz-Seckau. In der Bischofskonferenz ist der Südoststeirer für den Sport zuständig. Womit sich auch der umtriebige Einsatz bei der EURO 2008 erklärt.

Nicht erst die offensichtlich erbetene Bedenkzeit vor dem Amtsantritt in Salzburg zeugt davon, dass der aktive Facebooker die Karriereleiter vorsichtig emporsteigt. Lackner merkte einmal an, er habe das Thema Angst in der Kirche bis zum Bischofwerden nicht gekannt. Und manchmal leide er darunter, eine öffentliche Rolle spielen zu müssen. Künftig darf Franz Lackner dies aller Voraussicht nach als Primus Germaniae in purpurnen Gewändern. (Markus Rohrhofer, DER STANDARD, 13.11.2013)