Stimmen die Prognosen, sind Klimakatastrophen wie der Taifun Haiyan keine Jahrhundertereignisse mehr sondern Phänomene, die künftig öfter auftreten werden. Das prophezeit jedenfalls Stefan Rahmstorf, Forschungsbereichsleiter für Erdsytemanalyse am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung.

"Solche Stürme sind in den letzten drei Jahrzehnten häufiger geworden und Klimamodelle lassen eine weitere Verstärkung erwarten", schreibt der Klimaforscher in seinem Blog. Die Menschheit müsse sich auf extreme Regenfälle, Überschwemmungen und Erdrutsche einstellen - Folgen der globalen Erderwärmung.

Der Grund: Wird es insgesamt wärmer, steigen die Verdunstungsraten und der Wassergehalt in der Luft, die Folge sind heftige Tropenstürme. Steigt auch der Meeresspiegel infolge Erwärmung, kommen Sturmfluten an Küsten hinzu, schlussfolgert Rahmstorf. Am stärksten sei die Zunahme im Nordatlantik dokumentiert.

Neben der Erwärmung an der Oberfläche - dem Anstieg der Meerestemperatur - begünstigt der Ozonschwund das Abkühlen der oberen Atmosphäre. Beides zusammen verursache die Zunahme von stärkeren Tropenstürmen, lautet die Theorie von Kerry Emanuel vom Massachusetts Institute of Technology (MIT).

Aus einer aktuellen Studie (2013) von Emanuel geht hervor, dass die Anzahl der Tropenstürme om 21. Jahrhundert von anfänglich 85 auf bis zu 105 pro Jahr angestiegen ist. Die Gesamtenergie ("Power Dissipation Index") der Stürme ist um 45 Prozent im gleichen Zeitraum gewachsen.

Klare Worte für Skeptiker

Rahmstorf findet auch deutliche Worte in Richtung der Klimaskeptiker, die Haiyan auf ihren Websites als "another over-hyped storm" reduzieren wollen: "Wie ruhig können diejenigen, die sich mit aller Macht gegen Klimaschutzmaßnahmen stemmen, im Angesicht der Bilder aus den Philippinen noch schlafen?", fragt der Forscher auf seinem Blog.

Ein Blick in die Nachrichtenagenturen am Montag stützt die These, dass die Stürme insgesamt stärker werden: Im Nordosten Somalias werden nach einem Sturm am Montag mindestens hundert Todesopfer befürchtet, in Kroatien fegten etwa zur gleichen Zeit orkanartige Stürme über das Land, entwurzelten Bäume und rissen Dächer von den Häusern.

Laut dem World Disasters Report, erstellt vom Internationalen Roten Kreuz, wurden vor zehn Jahren 40 große Erdbeben und Tsunamis gezählt, 2012 waren es 30. Bei Katastrophen infolge extremer Temperaturen hat sich die Anzahl von 26 auf 52 im Zeitraum von zehn Jahren verdoppelt. Die Zahl der Menschen, die insgesamt bei Katastrophen ums Leben kamen, ist von 269.660 im Jahr 2003 auf 138.912 im Jahr 2012 zurückgegangen, was effektiveren Frühwarnsystemen zu verdanken ist.

Insgesamt kamen laut der Weltorganisation für Meteorologie mehr als 370.000 Menschen infolge extremer Wetter- und Klimabedingungen ums Leben - 20 Prozent mehr als im Jahrzehnt davor. (Julia Herrnböck, DER STANDARD, 12.11.2013)