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Conchita Wurst fährt zum Songcontest.

Foto: APA/HERBERT P. OCZERET

Moskau - Der geplante Auftritt des österreichischen Travestiekünstlers Thomas Neuwirth alias Conchita Wurst beim Eurovision Song Contest 2014 in Kopenhagen schlägt in Osteuropa Wellen: In Weißrussland wurde zum Boykott gegen den Wettbewerb und für ein Ausstrahlungsverbot im Land aufgerufen. Gestartet hat die Initiative Andrej Kiraschow von der sogenannten "Legion Alexander Lukaschenko". In der Petition heißt es: "Der populäre internationale Wettbewerb, den UNSERE KINDER sehen werden, ist mithilfe der europäischen Liberalen zu einem Brutherd der Unzucht verkommen."

Ein bärtiger Mann im Mini sei nichts für sein Volk, argumentiert Kiraschow. Die Europäer versuchten auf diese Weise, Weißrussen und Russen ihre Ideale aufzudrängen. "Wir brauchen das nicht, und wir sind psychologisch noch nicht so weit", fügte er hinzu. Besonders groß ist das Verlangen der Weißrussen nach einem Eurovision-Verbot allerdings nicht: Mit der vor einem Monat gestarteten Petition wurden bis dato etwas mehr als 2300 Unterschriften gesammelt.

Minsk hofft auf WM

Präsident Alexander Lukaschenko gilt als homophob. Legendär ist sein Ausspruch "Lieber Diktator sein als schwul". Tatsächlich leben Diktatoren in Weißrussland wesentlich angenehmer und besser als Homosexuelle.

Trotzdem ist eine Zustimmung der Behörden zu der Petition laut Experten höchst unwahrscheinlich. Grund ist die Eishockey-WM, die Minsk 2014 abhalten soll. Lukaschenko ist ein bekennender Eishockeyfan. Ein Eklat um die Eurovision dürfte den internationalen Druck auf Minsk erhöhen und könnte Lukaschenko damit die Heim-WM kosten.

Kritik an Russland

Unterdessen hat der Eurovision-Lenkungsausschuss Nachbarland Russland wegen der verschärften Homosexuellengesetze kritisiert. In einem Brief forderte das Gremium Russland auf, Fragen zur künstlerischen Freiheit und zur Sicherheit von Fans und Teilnehmern zu beantworten. Offenbar wird ein Sieg Russlands 2014 befürchtet.

Bereits 2009 wurde der Wettbewerb in Moskau ausgetragen - ohne Probleme. Zudem haben mit der russischen Gruppe t.A.T.U und dem ukrainischen Sänger Andrij Danylko alias Verka Serduchka in den vergangenen Jahren gleich zwei Eurovision-Teilnehmer aus der Exsowjetunion bei ihren Auftritten bewusst homosexuelle Stereotype ausgebeutet. (ab, DER STANDARD, 12.11.2013)